Nürnberg. Gut ein Fünftel der Absolventen in Westdeutschland werden durch die Wirtschaftskrise wahrscheinlich vorübergehend arbeitslos, stellt eine aktuelle Studie fest. Das Angebot an Ausbildungsplätzen soll im laufenden Jahr erheblich sinken, allerdings gibt es auch weniger Schulabgänger.
Jeder fünfte Lehrling wird einer Studie zufolge nach Abschluss seiner Ausbildung erst einmal arbeitslos. In Krisenzeiten waren bis zu 22 Prozent der westdeutschen Absolventen in den vergangenen 15 Jahren zunächst ohne Job, wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg ergab. Gut sechs von zehn westdeutschen Absolventen wurden demnach von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Ein knappes Fünftel verließ zwar den Ausbildungsbetrieb, fand jedoch direkt im Anschluss eine andere Stelle.
Längere Arbeitslosigkeit verschlechtert die Jobchancen
Den zunächst arbeitslosen Ausbildungsabsolventen gelang laut IAB in der Regel innerhalb von drei Monaten der Berufseinstieg bei einem anderen Arbeitgeber. In wirtschaftlich angespannten Zeiten häuften sich jedoch die Fälle, in denen die jungen Leute vier und mehr Monate arbeitslos waren, schreiben die IAB-Arbeitsmarktforscher Holger Seibert und Corinna Kleinert. So waren im Jahr 2004 elf Prozent der Ausbildungsabsolventen bis zu drei Monate arbeitslos und neun Prozent mindestens vier Monate.
Mit längerer Arbeitslosigkeit wird es immer schwieriger, noch eine Stelle im erlernten Beruf zu bekommen. Etwa die Hälfte der Absolventen, die erst nach mindestens viermonatiger Arbeitslosigkeit eine Arbeit fanden, wechselte das Berufsfeld. Zudem verdienten diejenigen, die nach der Ausbildung zunächst arbeitslos wurden, bei der ersten Stelle im Schnitt rund 20 Prozent weniger als die Lehrlinge, die von ihrem Betrieb übernommenen wurden.
Das IAB rechnet wegen der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 mit einem erheblichen Rückgang des Angebots von Ausbildungsplätzen. Da die Schulabgängerzahlen aber zumindest in Ostdeutschland weiter sinken, sei nicht zwangsläufig eine neuerliche Ausbildungslücke in größerem Umfang zu erwarten, erklärten die Arbeitsmarktexperten. (afp)