Berlin. Ausbildungsplätze sollen nach Meinung von Bundesbildungsministerin Annette Schavan in der Krise geschützt werden. Damit Jugendliche durch die Insolvenz ihres Ausbildungsbetriebs nicht die Lehrstelle verlieren, soll ein finanzieller Schutzschirm von 250 Euro pro Lehrling eingerichtet werden.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) unterstützt Pläne der Gewerkschaften, mit einem sogenannten Schutzschirm Ausbildungsplätze bei von Insolvenz bedrohten Betrieben zu retten. Sie finde den Vorschlag gut, jetzt eine Möglichkeit zu schaffen, diesen Jugendlichen den Abschluss einer Ausbildung zu ermöglichen, sagte Schavan am Mittwoch im ARD-«Morgenmagazin» vor der Vorlage des Berufsbildungsberichts 2009 im Kabinett. Der DGB hatte den Schutzschirm für Auszubildende gefordert und dafür monatlich 250 Euro pro Lehrling bis Jahresende gefordert, die bei Firmen beschäftigt sind, die in Insolvenz gehen.
Es gebe einen Fonds bei der Bundesagentur für Arbeit, aus dem ein Ausbildungsbonus für benachteiligte Jugendliche gezahlt wird, sagte Schavan. «Das ist die richtige Adresse, um hier zu helfen. Und deshalb werde ich diesen Vorschlag auch einbringen», sagte Schavan.
Warnung vor Facharbeitermangel
Schavan warnte zugleich vor einem Facharbeitermangel in Deutschland. Es werde in den nächsten Jahren einen deutlichen Rückgang der Schulabsolventen geben und zugleich viele Stellen durch Pensionierungen von Arbeitnehmern frei werden, sagte sie. Deshalb sei es wichtig, dass junge Leute ausgebildet werden. Ansonsten werde der Fachkräftemangel zur «größten Wachstumsbremse überhaupt».
DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock sagte der «Berliner Zeitung» (Mittwochausgabe), der Ausbildungspakt sei schon in wirtschaftlich besseren Zeiten ungeeignet gewesen, die Probleme am Lehrstellenmarkt zu lösen. «Dies gilt heute umso mehr. Deshalb brauchen wir konkrete und schnelle Maßnahmen zum Schutz von Auszubildenden», sagte Sehrbrock.
Ausbildung soll krisenfest werden
Neben einer Ausbildungsumlage als konjunkturunabhängige Finanzierung sollte das Sonderprogramm der Bundesagentur für außerbetriebliche Ausbildung wieder auf 40 000 Plätze aufgestockt werden, forderte Sehrbrock.
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, forderte eine «krisenfeste Organisation von Ausbildungsplätzen». «Wenn die Wirtschaft jetzt noch weniger ausbildet, verlieren wir eine ganze Generation», sagte er in Berlin. Er schlug eine Verlängerung der Altersteilzeitförderung als «Beschäftigungsbrücke zwischen den Generationen». Dies wäre ein wichtiger Hebel zur Schaffung von Ausbildungsplätzen.
Demografischer Wandel sorgt für Entspannung
Im Zeitraum zwischen 1. Oktober 2007 und 30. September 2008 wurden dem Berufsbildungsbericht zufolge rund 616 000 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr seien dies zwar 1,5 Prozent weniger, so das Bundesbildungsministerium. Die demografische Entwicklung führe jedoch auch zu einer geringeren Nachfrage an Ausbildungsplätzen. Die Lage sei aus Sicht der Jugendlichen damit deutlich besser als noch vor einigen Jahren. Erstmals seit 2001 habe Ende September 2008 die Anzahl der noch unbesetzten Ausbildungsplätze mit rund 19 500 sogar die Zahl der noch unversorgten Bewerber von rund 14 500 übertroffen. (ddp)