Braunschweig. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch den größten deutschen Klavierhersteller Schimmel getroffen: Das 124 Jahre alte Familienunternehmen musste Ende Juli wegen eines Liquiditätsengpasses Insolvenzantrag beim Amtsgericht Braunschweig stellen.
Der Braunschweiger Klavierhersteller Schimmel ist zahlungsunfähig. Das Familienunternehmen stellte Ende Juli Insolvenzantrag, wie es am Mittwoch mitteilte. Getroffen hat das Unternehmen vor allem die Wirtschafts- und Finanzkrise auf dem sehr wichtigen US-Markt. "Der Markt ist über Nacht praktisch zusammengebrochen", sagte Geschäftsführer Hannes Schimmel-Vogel.
Bank wollte nicht helfen
Sehr schwache Zahlungseingänge im Juni und Juli hätten dann zu einem nicht mehr zu bewältigenden Liquiditätsengpass geführt. Bei den Gesprächen mit Banken über eine Refinanzierung habe sich ein Institut, "sehr destruktiv verhalten", berichtete Schimmel-Vogel. "Das war der Sache nicht förderlich."
Angestrebt wird nun eine Planinsolvenz, bei der das bisherige Management im Amt bleibt und das Unternehmen sein operatives Geschäft zunächst praktisch unverändert fortsetzen kann. Ziel sei der Erhalt nahezu aller Arbeitsplätze, sagte Schimmel-Vogel. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 144 Mitarbeiter. Zudem betonte der Manager: "Die Familie steht zu dem Unternehmen, das soll auch so bleiben."
Insolvenzverwalter ist optimistisch
In den nächsten acht Wochen sollen die Weichen für die weitere Zukunft des Traditionsunternehmens gestellt werden, das im vergangenen Jahr rund 23,8 Millionen Umsatz erwirtschaftete. Er hoffe, dass das Insolvenzverfahren bereits in drei Monaten erfolgreich abgeschlossen sei, sagte der Geschäftsführer.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Schmitz sieht nach seinen Angaben vielversprechende Ansätze für eine erfolgreiche Sanierung des Traditionsunternehmens. "Entscheidend ist, dass wir in den nächsten Wochen das Vertrauen unserer Kunden nicht verlieren", sagte Schimmel-Vogel.
Wurzeln und Werkstatt in Leipzig
Betroffen von der Insolvenz sind auch die Schimmel Holzwerkstätten in Leipzig, die Möbel produzieren. Das Unternehmen mit seinen 15 Mitarbeitern sollte unabhängig von der Insolvenz ohnehin geschlossen werden. Die US-Vertriebsgesellschaft Schimmel Piano Corporation ist dagegen nicht insolvent.
Die Wurzeln des Traditionsunternehmens reichen bis in das Jahr 1885 zurück, als Firmengründer Wilhelm Schimmel eine eigene Werkstatt in Leipzig. 1927 übernahm sein Sohn Wilhelm Arno Schimmel die Geschäftsleitung und verlegte den Firmensitz nach Braunschweig. (AP)