Im Pianohaus Keienburg an der Mülheimer Straße ist bereits die vierte Klavierbauer-Generation aktiv.Manfred und Jörg Keienburg, Enkel und Urenkel des Firmengründers, stellen das derzeitige Tastenteam
Als Hermann Keienburg vor gut 80 Jahren auf der Mellinghofer Straße ein kleines Ladenlokal für Klaviere gründete, war noch eine Pianistengeneration am Werk, deren Namen Klavierfreunde in Verzückung geraten lassen: d'Albert, Godowski, Moszkowski, Felix Blumenfeld, dessen bekanntester Schüler Horowitz war. Natürlich lebte auch noch Rachmaninow. Es war das Todesjahr des großen Busoni, 1924.
Die Keienburgs sind dem Klavierbauer-Handwerk, das mehr eine Kunst ist, bis heute verpflichtet. Im Haus an der Mülheimer/Ecke Eckstraße, das Hermann Keienburg jr. nach dem zweiten Weltkrieg eröffnete, sind heute die Generationen drei und vier im Familienbetrieb tätig: Manfred Keienburg, der seine Lehre 1960 bei seinem Vater begann und 1969 die Prüfung zum Klavierbaumeister abgelegt hat, und Sohn Jörg, seit 2001 aktiv, Gesellenprüfung 2005.
Im Verkaufsraum des Pianohauses stehen sie alle vorführbereit: Flügel, Klaviere, Clavinovas (auch ein Traditionsbetrieb muss mit der Zeit gehen). Wer auf ein "echtes" Klavier setzt, ist ab 10 000 E dabei. Bei den Flügeln bewegt sich das Ganze etwa bei der von Keienburg vertriebenen Marke Grotrian-Steinweg - "schwarz poliert" - zwischen gut 30 000 und 75 000 E. "Dafür bekommen Sie dann aber schon einen 2,77 Meter langen Konzertflügel", erklärt Manfred Keienburg. "Den stellt sich normalerweise niemand ins Wohnzimmer. Höchstens ein Pianist. Aber der schläft ja auch notfalls unter dem Flügel." Spart den Platz fürs Bett.
Was die Keienburgs natürlich nicht im Laden haben sind Designermodelle, etwa das Colani-Modell Pegasus von der Firma Schimmel, optisch fast so etwas wie die Harley-Davidson unter den Flügeln, preislich im schwindelerregenden Bereich. Bange Frage: So ungefähr wie drei normale Schimmel-Flügel? Keienburg nickt.
Nun werden Eltern, die ihr Kind ein Instrument erlernen lassen, nicht unbedingt gleich zum Einstieg 10 000 E für ein Klavier hinblättern - und möglicherweise in den Sand setzen - wollen. Was, wenn Kevin oder Kira nach einem halben Jahr die Brocken hinschmeißen? Nur um Loriot damit zu spielen, ist "ein Klavier, ein Klavier" schließlich zu teuer. Alles kein Problem, sagt Manfred Keienburg. "Wir bieten auch Mietklaviere an, das geht bei monatlich 35 E los. Wenn Sie nach einem Jahr merken, ihr Kind macht Fortschritte und Sie möchten das Klavier kaufen, rechnen wir die zwölf Monatsmieten an."
Natürlich gehört auch das Stimmen von Klavieren zu den Aufgaben. Und wenn mal eine Reparatur nötig wird, wird das in der Meisterwerkstatt erledigt. Das Einzige, was im Hause Keienburg nicht gemacht wird: Es werden keine eigenen Klaviere gebaut ("Das ist wohl Bestandteil der Ausbildung"). Aber wenn umfangreiche Arbeiten an der Mechanik eines Instruments nötig werden, dann wird das Klavier fachmännisch in seine Einzelteile zerlegt. Und natürlich ebenso fachmännisch wieder zum Klangwunder gemacht.
Auch ältere Instrumente kann man durchaus wieder aufpolieren, in jedem Sinne. Das kann natürlich teuer werden, etwa bei einem Riss im Resonanzboden. Da weiß der Fachmann guten Rat: "Das typische Scheppern bekommt man notfalls auch schon mal mit einem dazwischengestopften Weinkorken weg."
www.pianohaus-keienburg.de "Ein Pianist schläft ja notfalls unter dem Flügel"