Berlin. .

Laut einem Schreiben des Eisenbahnbundesamtes sind die Klimaanlagen in Fernzügen der Deutschen Bahn nur auf Temperaturen bis 32 Grad Celsius ausgelegt. Die SPD will die Hitzepannen der Bahn im Bundestag klären.

Die Hitzepannen bei der Bahn verkürzen vermutlich den Sommerurlaub der Verkehrspolitiker des Bundestages. SPD, Linke und Grüne sowie die FDP forderten am Donnerstag eine umfassende parlamentarische Untersuchung der Vorfälle. Nach dem Willen der Fraktionen soll sich auch der Verkehrsausschuss mit den überhitzten Zügen befassen. Die Linke strebt eine Sondersitzung des Gremiums schon Anfang kommender Woche an.

In den vergangenen Tagen war bei mehreren ICE-Zügen die Klimaanlage ausgefallen. In einigen Waggons stiegen die Temperaturen auf mehr als 50 Grad Celsius. Viele Reisende erlitten einen Hitzeschock.

SPD will wissen, wer die Verantwortung trägt

SPD-Fraktionsvize Florian Pronold sagte: „Wir wollen wissen, ob die Bahn zulasten der Sicherheit gespart hat, welchen Zusammenhang es zu den Hitzeproblemen gibt und wer dafür die Verantwortung trägt.“ Bahn und Bundesregierung als Eigentümerin müssten gewährleisten, dass sich derartiges nicht wiederholt. Auch stelle sich die Frage, ob nach den vielen Pannen die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Bahndividende um 500 Millionen Euro verantwortbar sei.

Die parlamentarische Geschäftsführerin der Links-Fraktion, Dagmar Enkelmann, kritisierte: „Der Börsenwahn von Bundesregierung und Bahnführung hat anerkanntermaßen auch Anteil an den jetzigen Problemen mit den Klimaanlagen.“ Es sei selbstverständlich, dass die Bahn auf eine Preiserhöhung zum Jahresende verzichten müsse.

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Winfried Hermann (Grüne), sieht die Hitzeprobleme ebenfalls in früheren Sparmaßnahmen begründet. Die Pannen seien auch auf die Vorbereitung der Bahn auf seinen Börsengang zurückzuführen. Für diesen sei „unglaublich an Kosten gespart“ worden, etwa bei der Wartung.

„Das Maß ist schon viel zu lange voll“

Der Vorsitzende des Verbraucherschutzausschusses, Hans-Michael Goldmann (FDP), schlug mit Blick auf die geplanten Beratungen im Verkehrsausschuss vor, auch die Verbraucherpolitiker einzubinden. Bei den aktuellen Vorkommnissen gehe es vor allem auch um Verbraucherrechte, „die immer wieder sträflich von der Bahn ignoriert werden“, sagte er und betonte: „Das Maß ist schon viel zu lange voll.“

Die Bahn versprach derweil Nachbesserungen im Rahmen einer Komplettsanierung der ICE. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Brunnhuber, der Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube seit Anfang dieses Monats berät, sagte: „Zum Zeitpunkt der Planung dieser ICE ist niemand davon ausgegangen, dass wir einmal Temperaturen von mehr als 35 Grad in Deutschland haben würden.“ Die Bahn werde versuchen, die Klimatechnik auf derart hohe Temperaturen nachzurüsten.

„Wartung der Klimaanlagen verlief absolut korrekt“

Der Sonderbeauftragte des Bahn-Chefs wies Vorwürfe zurück, die Bahn habe bei der Wartung der ICE aus Spargründen geschlampt. „Die Wartung der Klimaanlagen ist absolut korrekt durchgeführt worden. Da wurde nicht gemauschelt bei den Zeitabständen“, sagte er. Zugleich hob er aber das Bemühen der Bahn hervor, von den Hitzepannen betroffene Fahrgäste zu entschädigen und die Gesundheit der Bahnfahrer künftig besser zu schützen.

Der Verkehrsclub VCD kritisierte aber auch unzureichende Reserven bei der Bahn, um Ausfälle auszugleichen. Der VCD-Bundesvorsitzende Michael Gehrmann sagte: „Das führt dazu, dass auch Fahrzeuge auf die Strecke geschickt werden, bei denen die Toiletten nicht funktionieren oder die Klimaanlage ausfällt.“ Er frotzelte, während die Bahn früher mit dem Spruch geworben habe: „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“, scheine heute das Wetter der größte Feind der Bahn zu sein.