Berlin.
Die Deutsche Bahn ist um Begrenzung ihres Imageschadens bemüht: Reisende, die Opfer der defekten Klimaanlagen geworden sind, sollen Reisegutscheine erhalten.
Mit der Ankündigung von Reisegutscheinen für betroffene Fahrgäste hat die Bahn auf Forderungen nach einer schnellen Entschädigung reagiert. „Wir wollen uns nicht nur ausdrücklich bei unseren Kunden entschuldigen, sondern Wiedergutmachung leisten und das Vertrauen in die DB zurückgewinnen“, sagte der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB), Ulrich Homburg, am Dienstag. Dazu habe die Bahn bereits am Vortag eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet.
Wegen ausgefallener ICE-Klimaanlagen war es in Deutschland seit Freitagabend vermehrt zu kompletten Zugausfällen und Verspätungen gekommen. Zahlreiche Fahrgäste, darunter Schüler aus Remscheid und Willich, erlitten einen Kreislaufkollaps.
Fahrgäste, die gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten und ärztlich versorgt werden mussten, sollen nach Angaben der Bahn als Entschädigung Reisegutscheine in Höhe von 150 Prozent des Fahrpreises erhalten. 50 Prozent des ursprünglichen Fahrpreises bietet die Bahn all den Passagieren an, die massive Komforteinschränkungen hinnehmen mussten. Mit Vorlage der Originalfahrkarte können DB-Kunden einen Erstattungsantrag per E-Mail, Post oder Telefon stellen.
Ab 19 Uhr ist dafür die E-Mail- Adresse hitzewelle@deutschebahn.com geschaltet. Die schriftliche Kontaktaufnahme ist über folgende Adresse möglich: DB Fernverkehr AG, Kundendialog, Stichwort „Hitzewelle“, Postfach 10 06 13, 96058 Bamberg. Betroffene Fahrgäste können außerdem die Kundenhotline unter 01805 99 66 33 nutzen.
Gesetzlich ist die Bahn nicht verpflichtet, in solchen Fällen Passagiere zu entschädigen.
Massive Kritik an der Bahn
Das Bahn-Chaos vom Wochenende darf sich laut Vertretern der Koalition und Opposition auf keinen Fall wiederholen. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Patrick Döring, verlangte, Betroffene müssten jetzt schnell und unbürokratisch entschädigt werden. Auch müssten die technischen Probleme bewältigt, die Wartungsintervalle angepasst und die Mitarbeiter vor Ort besser auf den Umgang mit solchen Krisensituationen vorbereitet werden.
Das Problem werde nicht gelöst, indem das System Schiene mit weiteren Milliarden subventioniert werde, sagte Döring. Nötig sei vielmehr mehr Wettbewerb: „Nur wenn das Unternehmen sich in der Konkurrenz mit anderen Wettbewerbern ernstlich um jeden Kunden bemühen muss, werden die Preise sinken und das Angebot besser.“
Die Linke hatte von der Bahn für die Hitze-Opfer eine Entschädigung gefordert. „Unklimatisierte, überhitzte und überfüllte Züge sind unzumutbar. Die Bahn muss Fahrgäste entschädigen, die unter solchen Bedingungen reisen müssen“, erklärte die verbraucherpolitische Sprecherin Caren Lay. Die Bahn dürfe die Gesundheit ihrer Fahrgäste nicht aufs Spiel setzen.
THW muss hunderte Reisende mit Wasser versorgen
Das Technische Hilfswerk (THW) hatte auch am Montag auf dem hannoverschen Hauptbahnhof Tausende überhitzte und im Verkehrchaos gestrandete Reisende mit Wasser versorgen müssen. Wie der THW-Ortsverband mitteilte, transportierte die Fachgruppe Logistik am Montagnachmittag in kurzer Zeit acht Paletten mit rund 4.000 Wasserflaschen zum Bahnhof und blieb dort bis zum späten Abend als Verteilerorganisation im Einsatz.
Mit Wasser versorgt habe man unter anderem 400 Reisende eines ICE aus Berlin, der wegen einer defekten Klimaanlage in Hannover aus dem Verkehr genommen worden sei, sagte der THW-Ortsgruppenbeauftragte Ewald Nagel. Sehr viele Reisende hätten zudem wegen der Beeinträchtigung des Bahnverkehrs durch die schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen und im westlichen Niedersachsen in Hannover festgesessen. Ein Notfallmanager der Bahn habe das THW um den Einsatz gebeten. (apn)