Nürnberg/Essen. Wer hat den Niedergang von Quelle zu verantworten? Die Gewerkschaft Verdi gibt zumindest der Bundesregierung und den Banken eine Mitschuld. Hauptkritikpunkt: Die Ablehnung von Staatshilfen für den Mutterkonzern Arcandor sei ein fataler Fehler gewesen.

Die Gewerkschaft Verdi gibt der Bundesregierung und Banken eine Mitschuld an dem endgültigen Aus für das Versandhaus Quelle. Die Entscheidung, dem Quelle-Mutterkonzern Arcandor keinen Staatskredit zu gewähren, sei falsch gewesen, sagte der Verdi-Handelsexperte Johann Rösch am Mittwoch dem Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Im Vergleich zur staatlichen Unterstützung für Banken wäre der Kredit für Quelle eine Kleinigkeit gewesen, meinte er.

Zudem hätten Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der bayerische Landeswirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) die Zukunft von Quelle öffentlich in Frage gestellt, bevor die Verhandlungen mit potenziellen Investoren beendet worden seien. Rösch forderte nun eine öffentlich finanzierte Auffanggesellschaft für die gut 10.000 Quelle-Beschäftigten.

Katalog kam aus Sicht von Verdi zu spät

Die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Margret Mönig-Raane sagte der «Passauer Neuen Presse», entscheidend für das Aus sei gewesen, dass ein Massekredit zum Druck des Kataloges nicht schnell genug vonstattenging. Je mehr Berichte über Probleme es gegeben habe, desto mehr Kunden seien abgesprungen. «Das war zum Haare raufen. Diese Liquidation wäre nicht notwendig gewesen. Sie hätte verhindert werden können» erklärte sie. Auch nach ihrer Ansicht hätte eine Staatsbürgschaft für Quelle geholfen.

Die bayerische Regierung habe sich sehr bemüht, dem Unternehmen über die schwere Zeit zu helfen, sagte Mönig-Raane. «Das hätte ich mir von allen Beteiligten gewünscht, auch von den Banken und von der Bundesregierung.» (ap)