Düsseldorf. Die Talfahrt auf dem Arbeitsmarkt hat sich im Mai etwas abgeschwächt. 812.030 Menschen sind in NRW aktuell ohne Job. Das wären 1,2 Prozent weniger als im April. Doch der positive Effekt löst sich beim Blick in die Statistik fast auf.
Tatsachlich hat sich die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Vergleich zum April nur um 0,4 Prozent verringert. Insgesamt gab es im Mai 1,011 Millionen Arbeitslose zwischen Rhein und Weser. Gut 200.000 Menschen tauchen in der Arbeitslosenstatistik also nicht auf, weil sie zum Beispiel in Weiterbildungs-Maßnahmen stecken, Überbrückungsgeld beziehen oder einen Ein-Euro-Job haben. Seit diesem Monat fällt zudem eine weitere Gruppe aus der Statistik, aktuell insgesamt 3259 Menschen, die in "Maßnahmen der aktuellen Arbeitsmarktpolitik" stecken, erklärt Werner Marquis, Sprecher der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit - dabei handele es sich um meist mehrwöchige Schulungsprogramme wie Bewerbungstrainings oder Projekte, die Arbeitslosen helfen sollen, ihre Sozialkompetenzen zu stärken.
"Wir wollen uns nicht den Vorwurf machen lassen, dass wir die Zahlen verfälschen", erklärt Marquis. Anpassungen der Statistik seien notwendig und würden "auf keinen Fall" verschwiegen. Zuletzt wurde die Statistik Anfang 2008 und Anfang diesen Jahres verändert: Seitdem fallen Hartz IV-Empfänger die 58 Jahre alt sind und seit zwölf Monaten Grundsicherung beziehen aus der Arbeitslosenstatistik heraus. Waren es im April noch 5750 Menschen, sind es im Mai jetzt 6751 Menschen.
Ob 1,2 Prozent oder 0,4 Prozent weniger Arbeitslose: Von einem Frühjahrshoch mag Marquis angesichts der Folgen der Weltwirtschaftskrise in beiden Fällen nicht sprechen: "Unsere Botschaft ist, es ist nicht schlechter geworden. Aber wir beurteilen die aktuelle Lage als Ruhe vor dem Sturm." Besorgt ist Marquis vor allem wegen der Kurzarbeit: 243 330 Beschäftigte in 7800 Betrieben wurden im März in NRW teilweise von den Arbeitsagenturen bezahlt. Marquis: "Aktuellere Zahlen haben wir nicht".
Bundesweit waren im Mai 3,458 Millionen Menschen offiziell arbeitslos gemeldet. Das seien 127.000 weniger als im April und 175 000 mehr als im Vorjahresmonat, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote sei damit im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent im Mai zurückgegangen. Die Bundesagentur für Arbeit sprach von einer stark angewachsenen Kurzarbeit. Dadurch sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit wesentlich gedämpft worden. Im Laufe des Monats Mai hätten schätzungsweise 3200 Firmen für rund 60.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Seit Beginn der Krise auf dem Arbeitsmarkt im Oktober 2008 hätten damit bundesweit rund 20.000 Firmen mit etwa 585.000 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet.
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