Frankfurt. Der erste Schritt ist getan: Die Deutsche Bank ist ihrem Einstieg bei der Privatbank Sal. Oppenheim ein Stück näher gekommen. Sie half den Eigentümern, ihr Eigenkapital zu erhöhen. Damit verbessert sich die Kreditwürdigkeit der angeschlagenen Bank.

Die Deutsche Bank hat einen weiteren Schritt hin zu der angestrebten Beteiligung an der angeschlagenen Privatbank Sal. Oppenheim getan. Sie finanzierte den Anteilseignern des traditionsreichen Familieninstituts eine dringend erforderliche Aufstockung des Eigenkapitals um 300 Millionen Euro, wie Sal. Oppenheim am Dienstag mitteilte. Die Privatbank habe damit jetzt ein Eigenkapital von rund 2,1 Milliarden Euro, hieß es in einer knappen Mitteilung. Die Gesamtkapitalquote liege bei 13,3 Prozent.

Der aus Köln stammenden und in Luxemburg ansässigen größten europäischen Privatbankgruppe hätte andernfalls eine empfindliche Herabstufung ihres Ratings gedroht, wie aus Finanzkreisen zu erfahren war. Die Deutsche Bank hatte in der vergangenen Woche Gespräche über eine «strategische Partnerschaft» mit Sal. Oppenheim bestätigt. Die Stärkung des Eigenkapitals sei «ein erster Schritt der laufenden, sehr konstruktiven Gespräche beider Häuser über eine Kapitalbeteiligung der Deutschen Bank an Sal. Oppenheim», erklärte die Privatbank jetzt.

Rote Zahlen im vergangenen Jahr

2008 war die 1789 gegründete Sal. Oppenheim erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Verlust von 117 Millionen Euro ausgewiesen. Im Dezember 2008 führten die Gesellschafter bereits eine Kapitalerhöhung um 200 Millionen Euro durch. Unter anderem hatten die Beteiligung am insolventen Handelskonzern Arcandor und das risikoreiche Geschäft mit komplexen Zertifikaten die Bank in die Bredouille gebracht.

Nach einem Bericht des «Handelsblatts» verhinderte im Juli lediglich die Aussicht auf frisches Kapital, dass die Ratingagentur Fitch Sal. Oppenheim um dramatische vier Stellen von A auf BBB- herabgestuft hat. Fitch beließ es bei A-. Andernfalls hätte die schlechte Bonität dem als «Bank der Reichen» geltenden Institut die Geschäfte nach Einschätzung von Analysten massiv erschwert. Nach dem «Handelsblatt»-Bericht waren wegen der drohenden Herabstufung auch die Bankenaufsicht BaFin und der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin eingeschaltet.

Deutsche Bank prüft die Bücher

Die Deutsche Bank ist derzeit damit beschäftigt, die Bücher von Sal. Oppenheim in einer sogenannten Due Diligence einer genauen Prüfung zu unterziehen. In Finanzkreisen werde eine Beteiligung der Großbank an Sal. Oppenheim mit mindestens einer Sperrminorität erwartet. Das «Handelsblatt» schrieb, es heiße, die Mitglieder der Familie Ullmann, einer der Eigentümerfamilien, seien nach jetzigem Stand bereit, ihre Anteile zu verkaufen.

Mit einer Bilanzsumme von 41,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 ist Sal. Oppenheim die größte bisher noch unabhängige Privatbankgruppe Europas. Zum exklusiven Kundenkreis zählen vermögende Unternehmerfamilien und Privatiers, dementsprechend gilt die integrierte Vermögensverwaltungs- und Investmentbank als Berater der Vermögenden. Sal. Oppenheim beschäftigt rund 4.300 Mitarbeiter.

2007 verlagerte Sal. Oppenheim den Konzernsitz nach Luxemburg mit dem Ziel, das internationale Geschäft weiter auszubauen. Ende 2008 lagerte die Bank ihre Wertpapierverwahrung und die Industriebeteiligungen in neue Gesellschaften aus, die größtenteils den rund 40 Gesellschaftern gehören. (ap)