Berlin. Arbeitnehmer in Deutschland haben EU-weit mit die höchste Wochenarbeitszeit. Mit 41,2 Stunden arbeiteten sie deutlich länger als ihre Kollegen in den meisten anderen EU-Ländern. Und: statistisch macht in Deutschland jeder 3,6 Überstunden in der Woche.
Die Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten pro Woche mit 41,2 Stunden deutlich länger als ihre Kollegen in den meisten anderen EU-Ländern. Dies geht aus einer neuen EU-Studie zur Entwicklung der Arbeitszeiten im Jahr 2008 hervor, wie die Tageszeitung «Die Welt» (Freitagausgabe) berichtet. Der Europäische Gewerkschaftsbund kritisierte die Entwicklung scharf: «Das schadet dem Familienleben und beeinträchtigt langfristig möglicherweise auch die Gesundheit."
Wochenarbeitszeit in Frankreicht am geringsten
"Wer in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit neue Beschäftigung schaffen will, muss die Arbeit auf mehr Schultern verteilen anstatt immer weniger Menschen immer länger arbeiten zu lassen», sagte der stellvertretende Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann.
Hintergrund der Äußerungen sind die neuesten Statistiken der EU-Behörde zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, die ihre Sitz in Dublin hat. Demnach gehören die Deutschen mit einer tatsächlichen Wochenarbeitszeit von 41,2 Wochenstunden (2003: 39,6 Stunden) zusammen mit Rumänien, Tschechien und Österreich zur europäischen Spitzengruppe. Schlusslicht ist Frankreich mit 38,4 Wochenstunden, Spitzenreiter ist Rumänien mit 41,8 tatsächlichen Wochenarbeitsstunden.
Statistisch macht jeder 3,6 Überstunden pro Woche
Der Vizechef der europäischen Arbeitnehmervertreter, Hoffmann, sagte: «Die Arbeitnehmer arbeiten in Zeiten einer normalen wirtschaftlichen Entwicklung immer länger. Es ist bedenklich, dass die tatsächliche Arbeitszeit in Deutschland 3,6 Stunden höher ist als in den Tarifverträgen vereinbart.»
Die von den Tarifparteien vereinbarte Wochenarbeitszeit liegt laut neuer EU-Statistik in Deutschland im Durchschnitt aller Branchen bei 37,6 Stunden. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit ist aber länger, weil viele Beschäftigte Überstunden machen müssen oder in Betrieben arbeiten, die keine Tarifbindung haben. (ddp)