Luxemburg/ Berlin. Eine neue EU-Studie zeigt Deutschland als Schlusslicht bei der Geburtenrate aus. Das Bundesfamilienministerium indes wirft der Studie vor, mit inaktuellen Zahlen und vor allem der falsche Maßeinheit zu operieren. Ministerin von der Leyen sieht ihre Politik in Misskredit gezogen.

Das Fazit der EU-Studie lautet jedenfalls: Weniger Geburten als in Deutschland gibt es prozentual in ganz Europa nicht. Sie nennt für die Bundesrepublik eine Geburtenziffer von 8,3 je 1000 Einwohner für 2008. Spitzenplätze belegen die Türkei (17), Island (15,2) und Frankreich (13). Auf dem vorletzten Platz liegt Österreich mit 9,3.

Eine Frage der Statistik

Schlusslicht in dieser Statistik war Deutschland auch 2007. Es war das Jahr, für das Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) den deutlichen Anstieg der Geburtenrate vermeldete und als Erfolg ihrer Familienpolitik feierte. Doch die Ministerin ging von einem anderen statistischen Maß aus: Der Zahl der Kinder je Frau. Und da gab es tatsächlich von 2006 auf 2007 einen Anstieg von 1,34 auf 1,39 Kinder. Die Türkei (2,17) und Frankreich (1,98) waren zwar auch nach dieser Maßzahl Spitzenreiter. Deutschland hatte dabei aber nicht die Rote Laterne, sondern lag immerhin im unteren Mittelfeld in Europa.

An der aktuellen Studie kritisiert das Familienministerium nun zum einen die veralteten (mittlerweile aktualisierten) Zahlen, zum anderen aber auch den Berechnungsmaßstab: „Die Quote der Neugeborenen liegt auf demselben Niveau wie 2005 – und das trotz der Tatsache, dass wir heute in Deutschland über eine halbe Million potenzieller Mütter (laut internationaler Definition Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren) weniger haben als noch vor vier Jahren”, kommentierte ein Sprecher der Ministerin.

Fast 7 Prozent weniger Geburten als 2008

Die Zahl „Kinder je Frau” ist bislang für 2008 nicht erhoben. Denn noch gibt es nur vorläufige Zahlen. Die EU-Studie rechnete ursprünglich mit Deutschland-Zahlen vom Stand Mai 2009, das Statistische Bundesamt hat im Juli neue – ebenfalls vorläufige – Zahlen ermittelt.

682 000 Lebendgeburten waren es demnach 2008 in Deutschland. Die EU-Statistiker waren von 7000 weniger ausgegangen, das sind minus 0,3 Prozent. 2007 waren es offiziell knapp 2300 Geburten mehr. Nicht genug, um einen neuen Abwärtstrend zu belegen, beharrt das Ministerium.

An der Juli-Zahl wird sich bis zum endgültigen Daten-Abgleich im Frühherbst nichts Wesentliches ändern, versichert das Bundesamt für Statistik. Rein prozentual dürfte Deutschland somit Schlusslicht in Europa bleiben.

Im April 2009 gibt es im Vorjahresvergleich übrigens ein Minus von 6,9 Prozent . . .