Dortmund. Mit Aachener wollte Friedrich Göbel Galeria-Standorte retten. Vor Gericht musste der Insolvenzverwalter „Masseunzulänglichkeit“ anzeigen.

Auch sechs Monate nach Einreichen des ersten Insolvenzantrags steckt die Dortmunder Modekette Aachener in der Krise. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der Insolvenzverwalter bereits am 15. April beim Amtsgericht Dortmund die sogenannte „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt, wie aus dem Portal insolvenzbekanntmachungen.de hervorgeht. Nach dem Insolvenzrecht tritt dieser Fall ein, wenn das im Unternehmen verbliebene Vermögen gerade noch ausreicht, um die Verfahrenskosten zu tragen.

Friedrich Göbel hatte große Pläne: Nachdem er der traditionsreichen Modekette Sinn neues Leben eingehaucht hatte, gründete er im Jahr 2022 in Dortmund sein eigenes Unternehmen. Mit TEH Textilhandel übernahm der umtriebige Geschäftsmann mehrere Ladenlokale, die Galeria Karstadt Kaufhof aufgegeben hatte und verkaufte darin unter dem Namen Aachener Textilien. Als der Essener Warenhauskonzern im vergangenen Jahr Dutzende Filialen schließen wollte, schmiedete Göbel noch größere Pläne. Er liebäugelte mit mehr als 20 Standorten, an denen er sein eigenes Warenhauskonzept verwirklichen wollte.

Aachener-Gründer Friedrich Göbel wurde per Haftbefehl gesucht

Daraus geworden ist wenig. Denn Göbel musste im Herbst 2023 erst untertauchen, weil er wegen privater Delikte per Haftbefehl des Hagener Amtsgerichts gesucht wurde, und dann aus dem eigenen Unternehmen aussteigen. Seinem Nachfolger Oliver Nobel blieb nach Sichtung der Bücher binnen weniger Wochen nur der Gang zum Insolvenzgericht. Immerhin sah der eingesetzte Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger im Winter noch so viel Substanz, dass Aachener vier weitere Filialen eröffnen und seine bestehenden sieben Häuser fortführen konnte. „Die Fortführung des operativen Geschäfts ist bis auf Weiteres gesichert“, hatte der Anwalt der Kanzlei White & Case Ende November 2023 erklärt. Damals hatte das Unternehmen 355 Beschäftigte.

Doch inzwischen ist in der kleinen Dortmunder Firmenzentrale offenbar der Optimismus einer Ernüchterung gewissen gewichen. Bereits am 15. April musste der Insolvenzverwalter beim Amtsgericht Dortmund „Masseunzulänglichkeit“ anmelden. Das Branchenmagazin „Textilwirtschaft“ hatte zuerst darüber berichtet. Juristen bezeichnen diesen Vorgang auch als „Insolvenz in der Insolvenz“.

Der Geschäftsbetrieb bei Aachener läuft weiter

Was das konkret bedeutet, blieb zunächst unklar. Eine Anfrage unserer Redaktion beim Insolvenzverwalter blieb unbeantwortet. Der Geschäftsbetrieb laufe weiter, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Alle Verbindlichkeiten seien beglichen worden. Nach Angaben auf der Internetseite betreibt Aachener aktuell zehn Filialen.

Medienberichten zufolge soll in Koblenz allerdings bereits der Räumungsverkauf laufen, obwohl das Modehaus erst im März 2023 eröffnet hatte. Vor einigen Wochen hatte die Kette bereits ein Sport-Outlet in Dortmund geschlossen. Auch aus Frankfurt hat sich Aachener zurückgezogen.

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