Essen. O2 erwartet Samstag ein Mobilfunk-Feuerwerk, das Silvester übertrifft. Wie Funklöcher zur EM in Dortmund und Gelsenkirchen verschwinden sollen.

Wenn am Samstag, 1. Juni, um 21 Uhr das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Real Madrid angepfiffen wird, dürfte nicht nur der Puls der Borussen-Fans in die Höhe schnellen. Auch der Telekommunikationskonzern Telefonica/O2 erwartet einen Datenrekord in seinem deutschen Mobilfunknetz.

Das Unternehmen beobachtet seit längerem, dass bei internationalen Fußballspielen mit deutscher Beteiligung die Funkmasten glühen. Der Grund: Weil die meisten europäischen Begegnungen nicht im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden, fiebern Millionen Fans im Stream mit. Im vergangenen Jahr gingen laut O2 allein sieben der zehn höchsten Datenverkehr-Werte auf Champions-League-Spiele zurück, an denen deutsche Vereine teilnahmen.

O2: Mehr Daten bei Champions League als zu Silvester

Beim Final-Kracher Dortmund – Madrid erwartet der Konzern nun einen neuen Meilenstein: O2 geht davon aus, dass am Samstagabend die Schallmauer von einer Million Gigabyte Daten pro Stunde durchbrochen werde. Zum Vergleich: In der Silvesternacht 2023/24, wenn traditionell unzählige Videos, Fotos und Neujahrsgrüße verschickt werden, transportierte das O2-Netz 700.000 Gigabyte in der ersten Stunde von Mitternacht bis ein Uhr. Am Samstag erwartet der Konzern noch einmal 40 Prozent mehr mobile Daten.

„Die mobile Datennutzung in Deutschland stößt in neue Sphären vor. Was noch vor ein paar Jahren Tageswerte waren, stemmt das Netz heute pro Stunde“, sagt Matthias Sauder, der bei Telefonica/O2 für den Netzausbau verantwortlich ist. In der Tat: Ende 2016 nutzten Verbraucherinnen und Verbraucher erstmals eine Million Gigabyte pro Tag im Mobilfunknetz. Inzwischen wird dieser Wert pro Stunde erreicht. „Grund dafür sind immer leistungsfähigere Netze, große Datenpakete und eine stetig steigende Nutzung digitaler Services in Deutschland“, erklärt Sauder.

Datenverbrauch wird sich verdreifachen

Was die heiß laufenden Mobilfunknetze am Samstagabend leisten müssen, verdeutlicht der Konzern mit einem Vergleich: Die Datenmenge von einer Million Gigabyte binnen einer Stunde würde auch anfallen, wenn mehr als zehn Millionen Menschen gleichzeitig das neue Album der Pop-Ikone Taylor Swift über das O2-Netz streamen.

Und Sauder geht davon aus, dass der Datenverbrauch noch weiter wachsen wird. Nach seinen Angaben stemmte das O2-Netz im vergangenen Jahr rund 4,8 Milliarden Gigabyte. Das waren 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Hochrechnungen der Branchenvereinigung GSMA wird sich der Datenverkehr in den nächsten fünf Jahren noch einmal verdreifachen.

Für EM: Mobilfunkausbau in Dortmund und Gelsenkirchen

Aus diesem Grund haben die deutschen Telekommunikationsanbieter bereits Vorkehrungen für die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land getroffen, die am 14. Juni beginnt. Die Unternehmen erwarten, dass die besten und umstrittensten Szenen millionenfach in den sozialen Medien geteilt und diskutiert werden. Spiele werden im Biergarten, im Schwimmbad oder unterwegs gestreamt. Anreisende Gäste, die etwa zu den Austragungsorten Dortmund, Gelsenkirchen oder Düsseldorf kommen, lesen die aktuellen Fahrpläne auf ihrem Smartphone und laden sich die Tickets herunter.

Damit die Netze nicht zusammenbrechen, hat die Deutsche Telekom in den zehn EM-Stadien 50 Kilometer Glasfaser verlegt. An den Austragungsorten arbeiten die drei großen Netzbetreiber zusammen. In Gelsenkirchen, Köln und Leipzig etwa übernimmt Vodafone die Leitung des Ausbaus, von denen dann auch die Telekom und O2 und deren Kunden profitieren. In den anderen Städten wechselt die Arbeitsverteilung.

Vodafone rüstet den Dortmunder Westfalenpark aus

Auf den Fanmeilen, an Bahnhöfen und Parkplätzen sowie in den Trainingsquartieren der Nationalmannschaften werden mobile 5G-Sender aufgestellt, die für eine schnelle Datenübertragung sorgen sollen. O2 rüstet auf diese Weise den Nordsternpark in Gelsenkirchen auf, Vodafone den Dortmunder Westfalenpark.

Die Deutsche Telekom erreicht mit ihren 5G-Antennen nach eigenen Angaben bereits rund 96 Prozent der Haushalte in Deutschland, O2 etwa 95 Prozent und Vodafone 91 Prozent. Vodafone will sein Netz bis zum Anpfiff der EM mit 650 Baumaßnahmen an 50 Standorten verstärkt haben. Die Telekom hatte angekündigt, ihr Mobilfunknetz an 430 Orten auszubauen.

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