Telekom, Vodafone und O2 sollen Bußgelder bezahlen. Für einen besseren Mobilfunk ohne Löcher müssen sich alle Beteiligten bewegen. Ein Kommentar.
Mit dem Handy zu telefonieren, ist auf der Autobahn, im Zug oder in gut gedämmten Häusern oft kein Vergnügen. Funklöcher sind ein Ärgernis. Wer im dicht besiedelten Ruhrgebiet lebt, ist noch vergleichsweise gut dran. In manchen ländlichen Gebieten geht dagegen oft gar nichts. Die Telekommunikationsunternehmen geloben seit Jahren Besserung. Doch jetzt ist der Bundesnetzagentur offenbar der Geduldsfaden gerissen. Die Regulierungsbehörde will Bußgelder gegen Telekom, Vodafone und Telefonica/O2 verhängen.
Richtig so!, mag man als genervter Kunde rufen. Aber wie so oft ist die Welt nicht schwarz-weiß. Selbstverständlich haben die Konzerne ländliche Gebiete mit dünner Besiedlung beim Ausbau von Funkmasten vernachlässigt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es sich dort oft um Naturschutzgebiete handelt, wo hohe Funktürme auf Betonplatten nicht so einfach genehmigt werden.
Die Politik fordert zu Recht, dass nahezu überall in der Republik Mobilfunk einwandfrei funktioniert. Der Bund sitzt dabei aber auch auf einem hohen Ross. Erst hat er den Netzbetreibern bei der Auktion von Frequenzen Milliarden abgeknöpft und sie gleichzeitig verdonnert, weitere Milliarden in die Infrastruktur zu investieren. Und das bei hohen bürokratischen Hürden.
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Die NRW-Landesregierung ist jetzt voran geprescht und will ab 2024 für den Bau von Funkmasten auf Genehmigungsverfahren verzichten. Das ist ein gutes Signal, das andere Bundesländer schleunigst aufgreifen sollten. Wenn sich dann auch noch die Bereitschaft der Rivalen Telekom, Vodafone, O2 und 1&1 durchsetzt, sich Funkmasten zu teilen, könnte man schnell einen großen Schritt vorankommen. Denn die Akzeptanz für diese riesigen Stahlgerüste wird in der Bevölkerung nicht größer. Auch daran krankt der Mobilfunkausbau..