Mainz/Düsseldorf. Nach dem Baustopp in Datteln liegt jetzt ein weiteres Großprojekt auf Eis: Auch der Bau des Kraftwerks auf der Ingelheimer Aue bei Mainz wurde gestoppt. Als Grund wird die Finanzkrise genannt. Dieser Rückschlag trifft die Branche in einer kritischen Phase.
Der Bau neuer Kohlekraftwerke stößt in Deutschland auf immer größere Schwierigkeiten. Am Montag wurde auch der Bau des umstrittenen Kohlekraftwerks zwischen Mainz und Wiesbaden gestoppt. Grund sei die dramatische Krise auf den Finanzmärkten. Das ursprünglich geplante Finanzierungsmodell für das Kraftwerk lasse sich angesichts der geänderten Rahmenbedingungen «unter Zeitdruck aktuell nicht realisieren», teilte die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) mit. Den Baustopp habe der KMW-Aufsichtsrat auf Vorschlag des Vorstands gefasst.
Ungewiss ist weiterhin auch die Zukunft des 1,2 Milliarden Euro teuren E.ON-Steinkohlekraftwerks in Datteln. Hier hatte das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in der vergangenen Woche im Eilverfahren den bereits bestehenden partiellen Baustopp ausgeweitet. Zuvor hatte das Gericht bereits den Bebauungsplan für das Kraftwerk aufgehoben, weil die Stadt bei der Genehmigung das Gefährdungspotenzial des Kraftwerks und den Schutz der Bevölkerung im Falle eines Störfalls nicht ausreichend beachtet habe. Große Teile der begonnenen Arbeiten können damit nicht fortgesetzt werden.
Rückschlag trifft Branche in kritischer Phase
Der doppelte Rückschlag trifft die Energiebranche in einer kritischen Phase. Denn derzeit sind die Stromversorger in Deutschland dabei mit Milliardenaufwand ihren Kraftwerkspark zu modernisieren. Die Branche bereitet sich damit auf die mögliche Abschaltung der deutsche Kernkraftwerke vor und schafft Ersatz für veraltete konventionelle Anlagen.
Das nun gestoppte Kohlekraftwerk auf der Ingelheimer Aue unmittelbar am Rheinufer sollte nach Darstellung des Bauherren eines der modernsten der Welt werden. Baubeginn war am 19. Mai 2009. Das Werk mit einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro soll nach seiner Fertigstellung 2013/14 eine elektrische Leistung von rund 800 Megawatt zur Verfügung stellen.
Gegen den Plan gab es in Mainz und Wiesbaden Widerstand. Bürgerinitiativen verwiesen auf einen vergleichsweise niedrigen Wirkungsgrad, die zu erwartenden Schadstoffemissionen sowie die Dimensionen des Baus. Der Mainzer Stadtrat scheiterte am Montag mit dem Versuch, den Bau des Kraftwerks gerichtlich zu stoppen. Seinen Eilantrag wies das Oberverwaltungsgericht Koblenz zurück. (ap)