Essen. Streik im Handel geht weiter. Verdi wirft vor allem den Ketten Ikea und Metro eine Blockadehaltung vor. Tarifstreit läuft seit einem Jahr.
Kundinnen und Kunden, die am Freitag (26. April) bei Ikea oder der Metro einkaufen gehen wollen, müssen sichr auf Beeinträchtigungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten beider Handelsketten zum Warnstreik auf.
Mit dem neuerlichen bundesweiten Arbeitsniederlegungen will Verdi abermals Druck auf die Arbeitgeber im Einzel-, Groß- und Außenhandel ausüben, mit denen sie sich seit nunmehr einem Jahr am Verhandlungstisch über neue Tarifverträge streitet. Bislang ohne jede Bewegung oder gar einen Durchbruch.
Verdi: Ikea und Metro haben Gewicht in der Tarifkommission
Wenn die Gewerkschaft nun bei der schwedischen Möbelhauskette Ikea und beim Großmarkt-Konzern Metro am Freitag, 26. April, zu Warnstreiks aufruft, hat das einen bestimmten Grund. „Beide Unternehmen haben ein großes Gewicht in den Tarifkommissionen der Arbeitgeber und nutzen dies nicht, um die Tarifverhandlungen hin zu einem Abschluss voranzutreiben“, sagt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer.
Ihr Vorwurf an Ikea und Metro lautet: „Sie haben die ganze Zeit mitblockiert. Das muss nach fast einem Jahr Stillstand endlich aufhören“, mahnt die aus Essen stammende Spitzengewerkschafterin, die bei Verdi für den Handel zuständig ist, und fordert: „Wir erwarten, dass beide Unternehmen ihre Blockadehaltung aufgeben und mit uns Lösungen am Verhandlungstisch suchen, um so zu einem erfolgreichen Tarifabschluss beizutragen.“
Zimmer verweist darauf, dass „die Beschäftigten mit ihrer Arbeit erheblich zum Erfolg beider Konzerne“ beitrügen. Allein Ikea habe zuletzt den Jahresumsatz um 13,3 Prozent gesteigert. „Da ist es nicht nachvollziehbar, warum sie die Beschäftigten nicht mit einem guten und rechtsverbindlichen Tarifvertrag am Erfolg beteiligen wollen“, so die Verdi-Frau.
Verdi lehnt Tarifangebote der Arbeitgeber ab
Um auf die Hängepartie im Handel aufmerksam zu machen, plant die Gewerkschaft bundesweit Protestkundgebungen. Die zentrale nordrhein-westfälische Demonstration soll am Freitag um 10.30 Uhr in Neuss stattfinden.
Die Tarifverhandlungen ziehen sich seit Mai 2023 hin. Die Arbeitgeber hätten Angebote vorgelegt, die bedeuten würden, „dass die hart arbeitenden Beschäftigten der Branche damit effektiv weniger Geld verdienen würden als noch vor zwei Jahren“, schimpft Verdi. „Dem können wir als Gewerkschaft nicht zustimmen. Viele Beschäftigte kommen durch die vielen Preissteigerungen mit ihren Gehältern kaum mehr bis zum Monatsende aus“, sagt Silke Zimmer, die zugleich an die soziale Verantwortung der Arbeitgeber appelliert: „Gute Löhne und Gehälter stärken die Gemeinschaft und den sozialen Zusammenhalt. Jedem Versuch sich dieser Verantwortung durch niedrige Tarifabschlüsse zu entziehen und die soziale Absicherung der Arbeitnehmenden auf die Allgemeinheit abzuwälzen, treten die Beschäftigten und Verdi entschieden entgegen.“
Aldi, Rewe und Co. zahlen freiwillig mehr
Die Gewerkschaft fordert mit einer Laufzeit von zwölf Monaten für den Groß- und Außenhandel 13 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 400 Euro, und für den Einzelhandel 2,50 Euro mehr pro Stunde. Die Arbeitgeber bieten aktuell für den Groß- und Außenhandel acht Prozent verteilt auf 24 Monate und eine Inflationsausgleichsprämie von 700 Euro pro Tarifjahr. Im Einzelhandel bieten die Arbeitgeber sechs Prozent für das Jahr 2023 und vier Prozent im Jahr 2024 sowie insgesamt 750 Euro Inflationsausgleichsprämie verteilt auf zwei Jahre.
Konzerne wie Aldi, Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe oder dm haben inzwischen die Entgeltzahlungen freiwillig in zwei Stufen auf bis zu zehn Prozent aufgestockt. Verdi reicht das nicht aus und fordert eine Absicherung per Tarifvertrag.
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