Essen. Wegen der Krise der Konzernmutter Signa prüft Galeria Optionen für eigenständige Zukunft. Aufgabe der Zentrale in Essen erwogen.

Die schwere Krise des Mutterkonzerns Signa lässt dem Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof keinen Raum für eine Weihnachtsruhe. Hinter den Kulissen berät das Management über verschiedene Szenarien, wie das Unternehmen mit seinen 12.500 Beschäftigten zukunftsfähig bleiben kann. Neben der Suche nach Investoren und Käufern prüft der Warenhaus-Betreiber offenbar auch die Option eines dritten Insolvenzverfahrens und den Auszug aus der Zentrale in Essen.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte sich nach zwei Insolvenzverfahren in nur drei Jahren und dem Abbau Tausender Stellen gerade erst wieder berappelt, als im Herbst das Signa-Reich des Eigentümers René Benko zusammenbrach. Inzwischen steht fest, dass der schweizerische Signa-Ableger Retail Selection seine Tochter Galeria Karstadt Kaufhof veräußern will.

Peek & Cloppenburg und Droege zeigen Interesse an Galeria

In den vergangenen Wochen haben sich die ersten Interessenten aus der Deckung gewagt. Zu ihnen gehörte zwischenzeitlich wohl auch die Düsseldorfer Modehaus-Kette Peek & Cloppenburg. Laut Medienberichten soll es zudem Gespräche mit der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft Droege geben. Das Unternehmen des Gründers Walter Droege war bundesweit bekannt geworden, als es die Buchhandelskette Weltbild übernahm. In Konzernkreisen von Galeria war von „mehreren Interessenten“ die Rede.

Auf Anfrage unserer Redaktion äußert sich eine Sprecherin von Droege aber eher schwammig: „Als Unternehmen mit einem umfangreichen Handelsgeschäft und langjähriger Kompetenz im Handel kennt die Droege Group die relevanten Akteure in der Branche“, erklärt sie. Unsere konkrete Frage, ob Droege an der Übernahme oder an einem Einstieg in Galeria Karstadt Kaufhof interessiert sei und ob es dazu bereits Gespräche gebe, beantwortet sie mit der Bemerkung. „Die in Ihren Fragen formulierten Annahmen treffen nicht zu.“

Weiter Hoffnung auf Entgegenkommen Signas

Eine Übernahme gilt aber auch nur als eine Option. In Essen hat man dem Vernehmen nach noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass die Konzernmutter Signa ihrer deutschen Warenhaus-Tochter entgegenkommt. Im Insolvenzplan aus dem Frühjahr ist festgelegt, dass Signa Galeria 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um die Warenhäuser zu modernisieren. Die ersten 50 Millionen sollten demnach im Februar fließen. Ob Signa angesichts eigener Insolvenzverfahren willens und in der Lage ist, die Summen zu zahlen, ist aber ungewiss.

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Der von Olivier van den Bossche geführte Galeria-Konzern ächzt ohnehin unter hohen Beraterhonoraren im Umfeld des Mutterkonzerns und Mietzahlungen, die sie für rund 20 Immobilien in Signa-Besitz aufbringen muss. Laut „Business Insider“ soll Galeria im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September von seinen fast 350 Millionen Euro Mietkosten allein rund 180 Millionen Euro Miete an Benkos Immobilien-Firmen überwiesen haben. Ein Entgegenkommen der Mutter bei Mietzahlungen würde die Liquidität der Warenhauskette verbessern, heißt es.

Um die Kosten zu senken, stellt das Management einmal mehr die Hauptverwaltung in der Nähe der Messe Essen zur Disposition. Dem Vernehmen nach soll Galeria für den in die Jahre gekommenen Komplex pro Jahr etwa vier Millionen Euro Miete an die Eigentümerin Signa zahlen. Dabei soll sich das Gebäude in keinem guten Zustand befinden. Regelmäßig soll es durch die Dächer regnen. Mitarbeitende klagen zudem über den Zustand der sanitären Einrichtungen.

Essener Galeria-Zentrale in schlechtem Zustand

Unter der Voraussetzung, dass Galeria aus dem noch länger laufenden Mietvertrag mit Signa aussteigen kann, arbeitet die Geschäftsführung an einem Wegzug aus Essen. Offenbar will man die Zentrale mit ihren rund 1000 Beschäftigten unter anderem in nicht genutzte Räume einer größeren Filiale verlagern, heißt es.

Sollten weder eine Übernahme, noch eine signifikante Senkung der Kosten gelingen, um Galeria zukunftsfähig zu machen, schließt das Management offenbar auch ein drittes Insolvenzverfahren nicht aus, obwohl die Kette aktuell operativ schwarze zahlen schreibt.

Angesichts der Flaute im deutschen Einzelhandel stellt man sich bei Galeria darauf ein, dass nach dem überraschend gut verlaufenen Weihnachtsgeschäft im neuen Jahr wieder Zeiten mit schlechteren Umsätzen anbrechen könnten.