Essen. Die SB-Warenhauskette Real plant einen Kahlschlag. 3500 Arbeitsplätze sollen wegfallen. Warum Verdi scharfe Kritik an den Eigentümern übt.
Die insolvente SB-Warenhauskette Real plant einen Kahlschlag. Von den 63 Märkten sollen nur 18 fortgeführt werden, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert scharf, warum Beschäftigte doppelt bestraft werden.
Real will 45 Märkte bis zum 31. März 2024 schließen. „Trotz intensiver Bemühungen“, so die Kette, sei für diese Standorte bisher kein Abnehmer gefunden worden. 14 Real-Filialen will den Angaben zufolge Rewe übernehmen. Darunter ist der Vorzeigemarkt in Hagen. Kaufland übernimmt drei, Edeka eine Filiale. Auf der Schließungsliste an Rhein und Ruhr stehen die Real-Märkte Dinslaken, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Heiligenhaus, Herne und Kamp-Lintfort. Einige Übernahmen stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmungen von Vermietern und Bundeskartellamt, teilt Real mit.
3500 Real-Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze
3500 Beschäftigte bundesweit werden ihre Arbeitsplätze verlieren. Das ruft die Gewerkschaft Verdi auf den Plan, die den Eigentümer, den britischen Finanzinvestor SCP scharf kritisiert. „Der Investor SCP entzieht sich seiner Verantwortung, und die Steuerzahler kommen durch Zahlung des Insolvenzgeldes dafür auf“, sagte Heino Kaßler, der Verdi-Landessekretär für den Einzelhandel in NRW.
Da sich Real in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung befindet, seien die Abfindungen auf maximal zweieinhalb Monatsgehälter gedeckelt. Davon betroffen sind rund 3500 Mitarbeitende, die in den 45 Märkten tätig sind, die Real schließen will. Für Kaßler steht jetzt fest, was man bei Verdi schon immer vermutete. „Die SCP versteht sich nicht als strategisches Handelsunternehmen, sondern ist ein reiner Abwickler“, sagte Kaßler weiter. Das Interesse der SCP habe damals vor allem den Immobilien gegolten.
Nur 1500 Real-Beschäftigte behalten ihre Arbeitsplätze
„Mit der Übertragung von 18 Real-Märkten konnten wir für etwa 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine langfristige Zukunftsperspektive sichern“, sagte am Montag Real-Geschäftsführer Bojan Luncer. „Trotz intensiver Bemühungen ist die Schließung von Märkten angesichts der schwierigen Lage der Real GmbH jedoch unvermeidlich.“
Die Entscheidung dazu haben das Unternehmen „nach sorgfältiger Prüfung aller Alternativen“ getroffen, so Luncer. „Wir sind uns der persönlichen Auswirkungen der Schließungen auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst und werden diese schwierige Übergangsphase für sie so respektvoll und fair wie nur möglich gestalten. Wir führen derzeit mit dem Betriebsrat konstruktive Gespräche mit dem Ziel, Interessenausgleich und Sozialplan abzuschließen.“
Ende März 2024 ist bei Real Schluss
Der Geschäftsbetrieb der von der Schließung betroffenen Real-Märkte werde bis Ende März 2024 fortgesetzt. „Kunden bekommen bis dahin weiter das umfassende Einkaufserlebnis geboten, das sie von Mein Real gewohnt sind“, heißt es etwas zynisch in einer Erklärung.
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Real hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach einem langen Verkaufsprozess übernahm der britische Finanzinvestor SCP im Jahr 2020 die 275 Märkte von der damaligen Eigentümerin Metro. Von 2020 bis Juni 2022 verkaufte SCP rund 160 Standorte an neue Eigentümer. 63 Filialen führte SCP am Ende fort. Im Herbst meldete Real dann Insolvenz an.