Düsseldorf. Beim Glasfaserausbau startet nun Vodafone durch. Die Tochter OXG sieht sich als Nummer 2 hinter Telekom und plant sieben Millionen Anschlüsse.

Deutschland ist spät in den Ausbau des Glasfasernetzes gestartet, dafür aber aber mit großem Schwung. Mit zig Milliarden Euro Kapital im Rücken haben zahlreiche überregionale und lokale Konsortien ihre Arbeit aufgenommen. Als letzter Konzern springt nun auch der Düsseldorfer Telekommunikationsriese Vodafone auf den Glasfaser-Zug.

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Seit März gibt es einen neuen Akteur: Die OXG Glasfaser GmbH hat ihren Sitz nicht von ungefähr am Vodafone-Campus in der NRW-Landeshauptstadt genommen. Das Joint Venture gehört zur Hälfte dem Konzern selbst, zur anderen Hälfte dem luxemburgischen Partner Altice. Das junge Unternehmen hat ein ambitioniertes Ziel: In den nächsten sechs Jahren will es bis zu sieben Milliarden Euro in rund sieben Millionen Glasfaser-Anschlüsse investieren.

OXG will bis zu sieben Milliarden Euro investieren

Damit erreiche OXG in Deutschland „ein ganz anderes Ambitionsniveau als andere Spieler. Hinter der Deutschen Telekom erreichen wir damit Platz 2“, sagt Geschäftsführer Christian Böing selbstbewusst im Gespräch mit unserer Redaktion. Böing kennt die Branche. „Bei Vodafone habe ich sozusagen meine Grundausbildung zum Manager absolviert“, erzählt er. Er hat aber auch in zahlreichen anderen Unternehmen der Branche Erfahrungen gesammelt.

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Deshalb weiß Böing, dass Tempo angesagt ist. „Deutschland ist vergleichsweise spät in den Ausbau der Glasfaser gestartet. Die Telekom hätte viel früher damit beginnen müssen. Ehemalige Staatskonzerne sind im Ausland häufig die initialen Treiber für den Glasfaserausbau“, analysiert der Manager. Deshalb begrüßt der OXG-Chef, dass sich inzwischen eine Reihe von Firmen wie Deutsche Glasfaser, Meine Grüne Glasfaser, aber auch lokale Anbieter wie Glasfaser Ruhr oder Dokom21 auf dem Markt tummeln. „Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland mit Glasfaser zu versorgen, ist eine riesige Herausforderung“, meint Böing. „Das schafft ein Anbieter allein nicht.“

Christian Böing ist Chef der OXG Glasfaser GmbH.
Christian Böing ist Chef der OXG Glasfaser GmbH. © OXG | OXG

OXG sieht für sich bessere Startbedingungen gegenüber den Wettbewerbern. „Wir benutzen bestehende Infrastruktur von Vodafone und legen unsere Glasfaserleitungen bis zum Endkunden. Das verschafft uns Vorteile“, erklärt Entwicklungschef Stefan Rüter. Das heißt, dass die Düsseldorfer die Trassen des Kabelnetzes von Vodafone nutzen werden, an das bundesweit bereits rund 24 Millionen Haushalte angeschlossen sind.

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Insofern zeichnet sich für OXG schon wenige Monate nach dem Start ab, wo man in erster Linie aktiv werden will. Unternehmenschef Böing: „Wir wollen dort investieren, wo Vodafone seine Kunden hat und wir auf eine große Wohnungswirtschaft treffen. Das sind im Schwerpunkt die 100 größten Städte in Deutschland.“

OXG-Glasfasernetz für alle Anbieter offen

Im Gegensatz zu anderen Anbietern sollen Nutzer des OXG-Glasfasernetzes nicht gezwungen werden, Festnetz- und Internettarife der eigenen Gesellschafter zu nutzen, auch nicht zeitweise. „Für OXG gilt von vornherein, dass wir Open Access bauen. Das bedeutet, unser Glasfasernetz können auch andere Telekommunikationsanbieter nutzen“, stellt Böing klar. Seine Kunden seien frei in der Entscheidung, welchen regional verfügbaren Anbieter sie für ihren Internetzugang wählen.

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So wünscht es sich auch die Bundesregierung. Regional kommt es aber dennoch immer wieder zu teuren Doppelstrukturen. „Wettbewerbsrechtlich ist es in Ordnung, dass die Deutsche Telekom in Köln das Glasfasernetz von Net Cologne überbaut. Die Kunden können in den Überbaugebieten zwischen zwei Netzen beziehungsweise Anschlüssen wählen“, nennt der OXG-Chef ein Beispiel aus der Domstadt und fügt gleich hinzu: „Wirtschaftspolitisch macht die Doppelstruktur aber keinen Sinn – zumal zweimal die Straßen aufgerissen werden müssen.“

CEO Böing: „Wir benötigen einen Riesenstrauß an Genehmigungen“

Das junge Unternehmen sieht sich aber auch aus einem ganz anderen Grund gut aufgestellt: „Unser zentraler Ausbaupartner Geodesia hat Erfahrungen in Frankreich und Portugal gesammelt und gehört zu unserem Gesellschafter Altice. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels, zu geringer Baukapazitäten und steigender Baukosten ein Riesenvorteil“, meint Böing. Die Summe von bis zu sieben Milliarden Euro setze sich aus Eigenkapital seiner Gesellschafter Vodafone und Altice und aus Bankenfinanzierungen zusammen.

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Wie die Konkurrenz kann auch OXG freilich nur dann bauen, wenn die Behörden mitspielen. „Wir benötigen einen Riesenstrauß an Genehmigungen“, sagt der Manager, der sich bürokratische Erleichterungen erhofft, weil sein Glasfasernetz Vodafone-Technik nutzt, die bereits im Boden liegt. Der Geschäftsführer zeigt sich optimistisch. „Wir wollen noch in diesem Jahr mit dem ersten Bauprojekt starten“, sagt er. Ein bessere Alternative sieht er mittelfristig nicht. Böing: „Eine Nachfolgetechnologie für Glasfaser ist nicht absehbar. Ich gehe davon aus, dass wir im Glasfasernetz unbegrenzte Geschwindigkeiten erreichen können.“

>>> Seit März am Start

Nach dem Start im März will die OXG Glasfaser GmbH rasch wachsen. „Seither haben wir 75 Mitarbeitende unter Vertrag genommen. Bei einem maximalen Ausbau wollen wir bis zu 500 Beschäftigte an Bord haben“, kündigt Entwicklungschef Stefan Rüter an.

Glasfaser mache die Up- und Downloadgeschwindigkeiten schneller. „Gegen 16 Uhr gehen DSL-Leitungen regelmäßig in die Knie, weil dann viele Menschen zu Hause sind und das Internet nutzen“, so Rüter. „Mit Glasfaser können wir diese Probleme lösen.“