Düsseldorf. Vodafone und Partner Altice wollen sieben Milliarden Euro investieren, um sieben Millionen neue Glasfaser-Anschlüsse in Deutschland zu schaffen.

Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone will massiv in den Ausbau des deutschen Glasfasernetzes investieren. Gemeinsam mit dem luxemburgischen Partner Altice plant das Unternehmen, sieben Milliarden Euro in die Hand zu nehmen, um bundesweit zusätzliche sieben Millionen Glasfaser-Anschlüsse in den kommenden sechs Jahren zu schaffen. Parallel dazu will Vodafone sein Kabelnetz aufrüsten.

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Über eine Glasfaser-Offensive bei Vodafone war schon lange spekuliert worden. Der zweitgrößte deutsche Telekommunikationsanbieter hatte seit geraumer Zeit darauf gesetzt, schnelles Internet über sein aufgepimptes Fernsehkabelnetz anzubieten. Erst 2019 hatten die Düsseldorfer deshalb den Wettbewerber Unitymedia aufgekauft und damit die Marktpräsenz gewaltig ausgebaut. Doch während der Corona-Pandemie, als viele Menschen von zu Hause arbeiteten und Schülerinnen und Schüler auf Online-Unterricht angewiesen waren, musste Vodafone feststellen, dass das Kabelnetz in Spitzenzeiten nicht maximale Geschwindigkeiten erbringen konnte.

Vodafone und Altice halten je 50 Prozent am Joint Venture

Nach langen Gesprächen mit der britischen Konzernmutter in London will Vodafone nun auf dem deutschen Markt massiv in die leistungsfähigere Glasfaser-Technik investieren. Mit einem Anteil von rund 30 Prozent ist Deutschland der mit Abstand größte Markt für die börsennotierte Vodafone-Gruppe. Das Unternehmen gab am Montag die Gründung eines Joint Ventures bekannt, an dem Vodafone 50 Prozent halten wird. Die andere Hälfte übernimmt das 2015 gegründete Telekommunikationsunternehmen Altice, das nach eigenen Angaben große Erfahrungen im Glasfaser-Ausbau hat. Die Finanzholding hält Beteiligungen an Telekommunikationsfirmen unter anderem in Frankreich und Portugal. Über seine Tochter Geodesia ist Altice bereits in Deutschland tätig, die Baufirma Geodesia ging vor einem Jahr eine strategische Partnerschaft mit der Internetfirma Deutsche Glasfaser aus Düsseldorf ein.

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„Wir starten die größte Glasfaser-Allianz der Republik. Gemeinsam mit unserem starken Partner Altice bringen wir noch mehr Netz aufs Land und in die Metropolen“, sagt Philippe Rogge, seit dem 1. Juli Chef von Vodafone Deutschland. „Wir bringen Gigabit-Geschwindigkeit auch in zahlreiche Haushalte, wo bislang kein eigenes Vodafone-Netz verfügbar ist“, kündigt der frühere Microsoft-Manager an. In diese Regionen sollen 20 Prozent der Investitionen fließen. Der Rest in Gebiete entlang der bestehenden Kabeltrassen. „Die neuen Glasfaser-Leitungen sollen neben Vodafone perspektivisch auch allen anderen Anbietern zur Verfügung stehen“, kündigt Vodafone an.

Sieben Milliarden Euro für sieben Millionen Glasfaser-Anschlüsse

Auch die Wettbewerber haben Joint Ventures gegründet, um das Megaprojekt der Digitalisierung zu schultern. Telefonica/O2 hat im Jahr 2020 gemeinsam mit dem Versicherungsriesen Allianz die Firma „Unsere Grüne Glasfaser“ gegründet. Damals kündigten beide Partner an, fünf Milliarden Euro in den Netzausbau zu stecken. Der Marktführer, die Deutsche Telekom, plant eine Investition in Höhe von insgesamt 30 Milliarden Euro und ist ebenfalls Joint Ventures eingegangen. Die Telekom hatte lange auf die DSL-Technik mit Kupferkabeln aus der Telefonsteckdose gesetzt. Mit den wachsenden Anforderungen großer Datenmengen ist aber auch sie damit an technische Grenzen gestoßen und setzt jetzt auf Glasfaser.

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Unabhängig vom Joint Venture kündigte Vodafone an, auch das bestehende Kabelnetz technisch zu verbessern und stabiler zu machen. Nach eigenen Angaben betreiben die Düsseldorfer schon heute das „größte Gigabit-Netz Deutschlands“. 24 Millionen Haushalte könnten über den Kabelanschluss bereits mit bis zu 1000 Megabit pro Sekunde im Internet surfen, Filme streamen und Datenpakete herunterladen oder verschicken. Auf die hohen Geschwindigkeiten sind nicht nur Privathaushalte angewiesen, sondern vor allem Unternehmen.

Das Kabel besteht nach Vodafone-Angaben bereits vorwiegend aus Glasfaser. Das Problem seien aber die letzten Meter von der Straße bis ins Haus, auf denen keine Glasfaser verarbeitet ist. Das Unternehmen hat nun damit begonnen, die Zahl der Glasfaser-Knotenpunkte zu erhöhen. Sie sollen dafür sorgen, dass alle angeschlossenen Nutzer, die am Abend gleichzeitig Filme streamen, stabile Geschwindigkeiten zur Verfügung haben.

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Wo das neue Glasfaser-Joint-Venture von Vodafone und Altice seinen Sitz haben wird, ist nach Angaben eines Vodafone-Sprechers noch nicht entschieden. Die Gründung steht unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden und Aufsichtsratsgremien. Der Start ist für das kommende Frühjahr geplant.

>>> Finanzierung über Schulden

Für das Joint-Venture-Deal gibt Vodafone eine moderate Finanzspritze, der Großteil der Investitionen soll über Schulden des Gemeinschaftsunternehmens finanziert werden, die nicht in der Vodafone-Bilanz auftauchen.

Für den Zugang zu den Fernsehkabel-Kunden bekommt Vodafone im Laufe der Jahre bis zu 1,2 Milliarden Euro von Altice. Die Finanzspritze, die Vodafone zur Firmengründung gibt, wird den Angaben zufolge geringer sein als der Gesamtbetrag, den die Firma bekommt.