Essen. Galeria-Chef Müllenbach soll nach dem Insolvenzverfahren seinen Chefsessel räumen und an van den Bossche übergeben. Doch er bleibt im Konzern.
Wenig überraschend räumt Galeria-Geschäftsführer Miguel Müllenbach seinen Chefsessel nach Beendigung des laufenden Insolvenzverfahrens räumen. Der Essener Warenhauskonzern teilte am Donnerstag mit, der aktuelle Vertriebschef Olivier van den Bossche werde ihn ersetzen. Damit wird das aus Karstadt hervorgegangene Traditionsunternehmen künftig vom früheren Kaufhof-Chef geführt.
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Kurz vor der entscheidenden Gläubigerversammlung am Montag gab Galeria damit ein klares Signal, dass sich der letzte große Warenhauskonzern Deutschlands nicht nur in seinen Filialen, sondern auch in der Chefetage neu aufstellen will. Nur, wenn die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen und damit auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten, hat Galeria überhaupt noch eine Überlebenschance.
Müllenbach schlüpfte zweimal unter den Schutzschirm
Müllenbach hatte die Führung im Frühjahr 2020 übernommen. Seinerzeit war der amtierende Chef Stephan Fanderl mitten in der turbulenten Phase beginnender Pandemie und Eröffnung des Schutzschirmverfahrens abgetaucht und nicht wieder zurückgekehrt. Nach Beendigung der Insolvenz wähnte er Galeria auf der Überholspur, womit er sich kräftig täuschen sollte. Nur zwei Jahre später suchte er erneut den Schutzschirm des Insolvenzrechts. Jetzt sagt er: „Mit Abschluss des Verfahrens sehe ich Galeria Karstadt Kaufhof so aufgestellt, dass ich es guten Gewissens an meinen Kollegen Olivier van den Bossche übergeben kann.“
Sein Nachfolger sei als früherer Kaufhof-Chef „wie kein anderer für den Neustart nach erfolgreicher Beendigung des Schutzschirms prädestiniert“, sagte Galeria-Aufsichtsratschef Wolfram Keil. Der Belgier startete seine Karriere im Handelsmanagement bei der Kaufhof-Tochter Inno, die Galeria im Zuge seines Insolvenzplans verkaufen will. Von 2014 bis 2017 leitete er den Kaufhof, bis dahin der gesündere der beiden deutschen Kaufhausriesen.
Den seinerzeit größten Rivalen übernahm der österreichische Unternehmer und Karstadt-Eigner René Benko 2019 – mit dem Ziel, beide unter einem Dach zu einem gesunden Kaufhausunternehmen zu machen. Von den mehr als 200 Filialen sollen nach diesem Insolvenzverfahren noch rund 80 übrig bleiben.
Miguel Müllenbach wird dem Konzern erhalten bleiben – er erhält einen Posten in der Geschäftsführung der Muttergesellschaft Signa Retail und soll künftig im Galeria-Aufsichtsrat sitzen, wie das Unternehmen bekanntgab. Der Führungswechsel stehe für „personelle und strategische Kontinuität“. Müllenbach selbst habe den „Wunsch geäußert, die Führung von Galeria nach drei Jahren außergewöhnlichster Belastungen nun weiterzugeben“, erklärte Chefaufseher Keil. Und dankte ihm „für seinen unermüdlichen Einsatz“.
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Am Montag sollen die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen, der die Schließung von 47 Filialen und den Abbau von mehr als 4000 Arbeitsplätzen vorsieht. Um einige Standorte wird aber noch gerungen, der frühere Sinn-Chef Göbel etwa will ein gutes Dutzend übernehmen.