Essen. Galeria will auch in den fortgeführten Warenhäusern Hunderte Stellen abbauen. Verdi spricht von „Unverschämtheit“ kündigt Widerstand an.

82 der bislang 129 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof sollen das zu Ende gehende Insolvenzverfahren mit einer Perspektive überstehen. Aus Unternehmenskreisen verlautet, dass am Ende vielleicht das eine oder andere Warenhaus mehr fortgeführt werden könnte. Dennoch können sich die Beschäftigen an den Standorten mit Zukunft nicht in Sicherheit wiegen. Auch hier sollen Hunderte Arbeitsplätze abgebaut werden.

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Als Arndt Geiwitz im Herbst 2022 zum zweiten Mal in nur drei Jahren als Chefsanierer in die Essener Galeria-Zentrale einzog, ließ er keinen Zweifel daran, dass die Warenhäuser viel zu groß und und unproduktiv seien. Er kündigte schon damal die Verkleinerung von Verkaufsflächen und den Abbau von Stellen an. Am Montag, wenn die Gläubigerversammlung in der Messe Essen seinen Insolvenzplan absegnen woll, muss der Jurist konkret werden.

Unter Berufung auf Dokumente aus diesem Insolvenzplan berichtet die „Lebensmittelzeitung“, dass es in den fortgeführten Filialen zu „drastischen Einschnitten“ kommen soll. Dem Blatt zufolge soll an gut zwei Dritteln der Standorte mindestens eine Etage wegfallen. In Mülheim und Köln etwa sei sogar eine Halbierung der Verkaufsfläche im Gespräch. Unter dem Strich wolle sich Galeria um 20 Prozent kleiner setzen und Personal in gleicher Größenordnung abbauen. Neben den mehr als 5000 Arbeitsplätzen, die in den zu schließenden Filialen und in der Hauptverwaltung wegfallen sollen, kämen auf diese Weise noch einmal mehrere Hundert dazu.

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Auf Anfrage unserer Redaktion wollte ein Galeria-Sprecher die Zahlen nicht bestätigen. Es handele sich dabei um einen Stand der Überlegungen, der nicht mehr aktuell sei, hieß es. Gleichwohl werde es zu Kürzungen beim Personal und bei der Verkaufsfläche kommen, sagte der Sprecher, ohne Details zu nennen.

Bei der Gewerkschaft Verdi stoßen die Planungen auf Unverständnis und Protest. „Statt ein tragfähiges Konzept für Galeria zu entwickeln, fällt dem Management nichts anderes ein, als den Rotstift anzusetzen und Entlassungen anzukündigen. Es ist eine Unverschämtheit, wie mit den Beschäftigten bei Galeria umgegangen wird“, sagte Marcel Schäuble, Verdi-Verhandlungsführer bei den Tarifgesprächen mit Galeria, unserer Redaktion. „Die nun angekündigten drastischen Einschnitte und Entlassungen in den Fortführungsfilialen nehmen wir so nicht hin.“

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Der Gewerkschafter fordert das Management des Warenhauskonzerns auf, den umgekehrten Weg zu einzuschlagen. „Es geht jetzt darum, wie für ein Warenhaus der Zukunft mehr Umsatz generiert werden kann. Ein digital-stationäres Warenhaus braucht nicht weniger, sondern mehr Personal und gute Beratung der Kundinnen und Kunden“, erklärt Schäuble.

Aus Kreisen der Galeria-Belegschaft verlautet, man wolle den geplanten Sparkurs in den Warenhäusern nicht ohne Widerstand hinnehmen. Viele Beschäftigte seien entschlossen, gegen mögliche betriebsbedingte Kündigungen zu klagen.

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Post von ihrem bisherigen Arbeitgeber sollen in den nächsten Tagen auch die Mitarbeitenden erhalten, deren Filialen geschlossen oder deren Stellen in der Verwaltung wegfallen. Sie alle sollen zunächst das Angebot erhalten, für sechs Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich dort für neue Jobs qualifizieren zu lassen. Wer die Offerte ausschlägt, heißt es, erhalte eine betriebsbedingte Kündigung.