Essen. Telefónica/O2 will die Preise für neue Mobilfunk-Verträge um bis zu zehn Prozent anheben. Wie Telekom und Vodafone reagieren.
Jahrelang kannten Mobilfunktarife nur eine Entwicklung: Die Preise fielen und die Leistungen verbesserten sich. Doch nun überrascht der drittgrößte deutsche Anbieter Telefonica/O2 mit der Ankündigung vor, die Gebühren für neu abgeschlossene Verträge um bis zu zehn Prozent anzuheben. Die großen Wettbewerber Deutsche Telekom und Vodafone halten sich noch bedeckt, ob sie folgen werden.
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Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas überbrachte die schlechte Nachricht, die am Montag für einigen Wirbel in der Branche sorgte, selbst. „Mehr Leistung zum selben Preis ist - anders als früher - nicht mehr möglich. Dafür sind die Investitionen in den Netzausbau zu hoch“, sagt der Top-Manager. Betroffen seien die Grundpreise der Konzernmarken O2, Blau, Ay Yildiz, Ortel sowie einzelner Partnermarken. Im Frühjahr, so Haas, sollen die Aufschläge greifen.
O2: „Das sind keine platten Preisaufschläge“
Die Preiserhöhungen will Telefónica allerdings mit abermals verbesserten Leistungen verknüpfen. So sollen Haas zufolge künftig alle neuen Kundinnen und Kunden Zugang zum superschnellen 5G-Netz erhalten. Die neue Preisstrategie solle zuerst bei den Prepaid-Angeboten greifen. In diesem Segment werde man einen vorbezahlten Tarif von fünf statt bisher drei Gigabyte und eine um rund 30 Prozent höhere Surfgeschwindigkeit anbieten – für neun statt bisher acht Euro.
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„Das sind keine platten Preisaufschläge“, betont der Telefónica-Deutschlandchef. Er geht von einer deutlich höheren Datennutzung im gerade begonnen Jahr aus. Haas: „Ich denke schon, dass es eine höhere Zahlungsbereitschaft für mehr Daten gibt“
Vodafone will Strom sparen
Gleichwohl leiden die Telekommunikationskonzerne wie andere Unternehmen auch unter Inflation, steigenden Löhnen und nicht zuletzt den galoppierenden Energiepreise. Vor allem die Netze und die Mobilfunkmasten verbrauchen große Mengen Strom, heißt es aus der Branche. Der Düsseldorfer Anbieter Vodafone hat deshalb ein Modernisierungsprogramm aufgelegt, um bundesweit rund 40.000 Bauteile gegen stromsparende Elemente auszutauschen. Die in London ansässige Vodafone-Group geht davon aus, dass ihre Energiekosten international bis zum Jahr 2024 um rund eine halbe Milliarde Euro steigen wird.
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In die Karten der künftigen Tarifausgestaltung will sich das Unternehmen aus kartellrechtlichen Gründen nicht blicken lassen. „Die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen sind in den vergangenen Jahren stetig günstiger geworden“, sagte Vodafone-Sprecher Tobias Krzossa unserer Redaktion. „Zu künftigen Entwicklungen bei der Preisgestaltung können wir üblicherweise keine Aussage treffen.“
Telekom: Tiefbaukosten steigen um 20 Prozent
Festlegen will sich auch die Deutsche Telekom nicht. „Wir spüren die Inflation heftig, insbesondere beim Ausbau der Glasfaser. Der Tiefbau kostet jetzt zwischen fünf und 20 Prozent mehr, als wir kalkuliert haben“, sagt ihr Sprecher Johannes Maisack. Ob sich die gestiegenen Kosten auch auf die Mobilfunktarife auswirken werden, lässt er diplomatisch offen. „Wir werden die weitere Kostenentwicklung genau beobachten. Alle Optionen sind offen“, so Maisack.
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In der Branche verweist man darauf, dass der Wettbewerb in Deutschland aufgrund der Vielzahl von Anbietern besonders scharf sei. Der hiesige Mobilfunkmarkt gilt überdies als gesättigt. Im Gegensatz zu Ländern wie Spanien haben sich in Deutschland höhere Tarifentgelte deshalb bislang nicht durchgesetzt. Mit den Plänen von Telefónica scheint sich das nun zu ändern.
Verbraucherschützer reagieren enttäuscht auf die O2-Ankündigung. „Es ist ärgerlich für die Verbraucherinnen und Verbraucher, dass in Zeiten allgemein anziehender Preise bald auch Handytarife teurer werden“, sagt Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale NRW. Er appelliert an die Verbraucher, vor Vertragsabschluss verschiedene Tarife unterschiedlicher Anbieter miteinander zu vergleichen. „Das lohnt sich.“ Verbraucher sollten keine Scheu haben, den Anbieter zu wechseln. „Die Rufnummernmitnahme ist einfach und kostenlos und der Anschluss darf durch diesen Wechsel nur maximal einen Tag ausfallen.“
Manuel Siekmann vom Vergleichsportal Check24 sagt, dass neben den Netzbetreibern „viele weitere Mobilfunkanbieter attraktive Preise“ für Neukunden anbieten. Je nach Nutzungsverhalten könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher bis zu 50 Prozent sparen.