Essen. O2 will das Festnetz-Geschäft ausbauen und startet Partnerschaft mit der Essener Eon-Tochter Westenergie. Schnelles Internet durch Glasfaser.

Vor Jahren hatte sich der Telekommunikationskonzern Telefonica/O2 aus dem Festnetz-Geschäft zurückgezogen, um sich ganz auf den Mobilfunk zu konzentrieren. Inzwischen hat die Nummer drei in Deutschland einen Kurswechsel eingeleitet. Über eine Kooperation mit dem Essener Netzbetreiber Westenergie Breitband sollen nun zusätzlich 250.000 Haushalte vor allem in Nordrhein-Westfalen in den Genuss schnellerer Festnetzanschlüsse kommen.

„Im Rahmen unserer Festnetzstrategie setzen wir auf starke Partner und deren Netzinfrastrukturen, über die wir unsere Festnetzprodukte anbieten“, sagt O2-Vorstand Alfons Lösing. Durch den kontinuierlichen Ausbau der Kooperationen habe man sich „zu einem der führenden Festnetzanbieter in Deutschland entwickelt“.

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O2 arbeitet mit lokalen Anbietern wie Stadtwerken zusammen, aber auch mit großen Konzernen. Dazu zählt auch Vodafone Deutschland. Als die Düsseldorfer im Jahr 2019 den Kabelnetzbetreiber Unitymedia übernahmen, machte ihnen das Kartellamt die Auflage, das erworbene Kabelnetz für Dritte zu öffnen. Davon machte O2 in Form von Kooperationen auch Gebrauch. Die Tochter des spanischen Unternehmens Telefonica nutzt aber auch das DSL-Netz der Deutschen Telekom, um darüber ihre Produkte anzubieten.

Westenergie baut Breitbandnetz aus

O2 ist aber auch zahlreiche Kooperationen mit kleineren Netzbetreibern eingegangen. Zu ihnen gehört die Essener Westenergie Breitband. Hervorgegangen aus der Innogy Telnet GmbH, gehört die Firma inzwischen zur Eon-Gruppe. In NRW, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen hat Westenergie nach eigenen Angaben bereits mehr als eine Million Menschen in über 300 Städten und Gemeinden für das Breitbandnetz, das schnelles Internet in die Haushalte liefert, erschlossen und dafür 10.000 Kilometer Kabel verlegt.

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Der leistungsfähigen Glasfaser-Technologie gehört die Zukunft, doch mehr als 90 Prozente der Haushalte in Deutschland haben dazu nach Angaben von Westenergie bislang noch keinen Zugang. „Schnelles Internet ist ein zentraler Standortfaktor sowohl für Familien als auch für Gewerbetreibende und Industrie. Daher bringt Westenergie Breitband insbesondere Städte und Gemeinden im ländlichen Raum an das schnelle Internet – Regionen, die noch vielfach unterversorgt sind“, sagt Robin Weiand, Geschäftsführer der Westenergie Breitband GmbH.

Vodafone: 5,6 Millionen Haushalte in NRW am Glasfasernetz

Wer über einen Breitband-Anschluss des Essener Unternehmens verfügt, kann konzerneigene Produkte der Vertriebsschiene Eon Highspeed nutzen, aber auch auf die Konkurrenz wie im neuesten Projekt O2 zugreifen. Marktführer im nordrhein-westfälischen Glasfasernetz ist freilich Vodafone. Nach eigenen Angaben sind daran fast 5,6 Millionen Haushalte angeschlossen und damit etwa Zweidrittel der Bevölkerung des Bundeslandes, wie ein Sprecher betont.

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Da der Datenverkehr im eigenen Festnetz in NRW jährlich um etwa 20 Prozent wachse, will auch Vodafone in den Ausbau seines Glasfaserkabelnetzes investieren. Aber nicht nur das Festnetz wird immer stärker genutzt, um Musik herunterzuladen, Filme zu streamen und im Homeoffice Videokonferenzen abzuhalten. Auch beim Mobilfunk registriert der Düsseldorfer Konzern einen rasant wachsenden Datenhunger. Allein in Nordrhein-Westfalen seien im vergangenen Jahr rund 241 Millionen Gigabyte an Daten im Mobilfunknetz von Vodafone transportiert. Das entspreche einer Steigerung um 26 Prozent im Vergleich zu 2020.

Mit der Verbreitung von Festnetz-Anschlüssen, die Geschwindigkeiten von bis zu einem einem Gibabit pro Sekunde ermöglichen, geraten auch die Preise ins Rutschen. O2 nimmt für sich in Anspruch, der erste Anbieter zu sein, der einen Festnetztarif gleichermaßen für DSL, Kabel, Glasfaser und mobilfunkbasierte „Home-Spots“ anbiete. Vodafone wirbt damit, dass Gigabit-Anschlüsse bereits für 40 Euro pro Monat zu buchen seien.