Düsseldorf. Das schnelle 5G-Mobilfunknetz wächst. Beim LTE-Standard gibt es aber weiter Ärger mit Funklöcher. Warum Ministerin Neubaur jetzt Druck macht.
Der Handyempfang in Nordrhein-Westfalen hat sich verbessert. Auf über 80 Prozent der Landesfläche funkt bereits das 5G-Netz mit der höchsten Geschwindigkeit, die aktuell zur Verfügung steht. Trotzdem müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher immer noch über Funklöcher im LTE-Netz ärgern. Diesen sogenannten „weißen Flecken“ sagt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur nun den Kampf an.
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Das Landesstatistikamt hat errechnet, dass in mehr als 80 Prozent der Fläche von NRW mindestens ein Anbieter den 5G-Standard anbietet, der Datenübertragungen in Echtzeit ermöglicht und wichtig ist für die Vernetzung von Maschinen. Damit ist das Netz im Vergleich zu Jahresbeginn um 9,1 Prozent gewachsen. Nach Angaben des NRW-Wirtschaftsministeriums wurden im ersten Halbjahr fast 1900 5G-Stationen erweitert.
„Nordrhein-Westfalen ist der führende Mobilfunkstandort in Deutschland. Alle Netzbetreiber, die großen Funkturmgesellschaften und Netzwerkausrüster haben hier ihren Sitz“, schwärmt Ministerin Mona Neubaur und gibt ein Versprechen ab: „Unser klares Ziel ist es, bis Ende des Jahrzehnts allen Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Forschungseinrichtungen eine flächendeckende 5G-Versorgung anzubieten.“ Dazu sei man mit den Netzbetreibern im Gespräch.
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Weniger euphorisch klingt die Grünen-Politikerin, wenn es um das 4G-Netz geht, das auch als LTE-Netz bezeichnet wird und von den weitaus meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern genutzt wird. Und zwar nicht immer zu deren Zufriedenheit, weil sie je nach Standort oftmals in Funklöcher tappen. Die LTE-Abdeckung in NRW ist zwar im ersten Halbjahr um 0,2 Prozent auf 97,9 Prozent gewachsen. Ob die Netzbetreiber die von der Bundesnetzagentur auferlegten Versorgungsauflagen in den verbleibenden drei Monaten des Jahres erfüllen werden, ist aber offen.
Die Regulierungsbehörde erwartet, dass bis Ende 2022 jeweils 98 Prozent der Haushalte je Bundesland und alle Bundesautobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und Schienenwege mit mindestens 100 Mbit pro Sekunde versorgt sind. Bis Ende 2024 sollen alle übrigen Bundesstraßen, alle Landesstraßen, die Seehäfen und wichtigsten Wasserstraßen und alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 Mbit pro Sekunde folgen.
NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur macht deshalb Druck. „Vor allem die weißen Flecken bei der LTE-Versorgung müssen endlich beseitigt werden, damit alle Nutzerinnen und Nutzer eine verlässliche Netzqualität bei der Sprach- und Datenübertragung haben“, fordert sie. Nach Angaben ihres Ministeriums gibt es in Nordrhein-Westfalen trotz aller Bemühungen der Telekommunikationskonzerne immer noch 48 unversorgte Gebiete. Während weite Teile des Ruhrgebiets gut versorgt sind, gibt es unter anderem im Hochsauerlandkreis (Medebach, Meschede, Sundern, Schmallenberg), in Weeze (Kreis Kleve), im Kreis Olpe (Attendorn, Finnentrop, Lennestadt, Olpe), in Schwerte oder im Märkischen Kreis weiße Flecken.
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Zu den kommen noch die grauen Flecken: Laut Bundesnetzagentur sind noch 14,8 Prozent der NRW-Fläche von mindestens einem, aber nicht allen drei Netzbetreibern mit 4G oder 5G versorgt. Um auch diese Lücken zu schließen, haben Telekom, Vodafone und Telefonica/O2 vereinbart, stärker miteinander zu kooperieren. „NRW ist bei der digitalen Infrastruktur auf der Überholspur. Was für die vielen Millionen Menschen im Bundesland am wichtigsten ist: Viele Funklöcher wurden durch den Mobilfunkpakt geschlossen und wir bauen mit Hochdruck weiter aus“, sagt Michael Jungwirth, Mitglied der Geschäftsleitung bei Vodafone.
Alle drei Netzbetreiber verweisen allerdings auch auf lange und komplizierte Genehmigungsverfahren, die die Aufstellung neuer Mobilfunkmasten verzögerten. Hier hat Wirtschaftsministerin Neubaur Unterstützung zugesagt – wie auch schon etliche ihrer Vorgänger.