Essen. Eon-Chef Birnbaum geht in die Offensive: Der Konzern will 27 Milliarden Euro investieren. Für die Investoren gibt es ein Dividenden-Versprechen.

Der neue Eon-Chef Leonhard Birnbaum geht mit milliardenschweren Investitionen und weitreichenden Wachstumszielen in die Offensive. Bis zum Jahr 2026 will der Essener Energiekonzern 27 Milliarden Euro investieren. Ein Großteil davon – 22 Milliarden Euro – soll in den Ausbau der Energienetze fließen. Den Aktionären verspricht Konzernchef Birnbaum zudem kontinuierliche Gewinnsteigerungen in den kommenden Jahren.

„Eon startet jetzt eine umfassende Wachstums- und Investitionsoffensive für den Aufbau einer CO2-freien, digitalen Energiewelt“, kündigt Birnbaum bei einem virtuellen „Kapitalmarkttag“ an. Die Dividende will Eon bis zum Jahr 2026 um bis zu fünf Prozent und das Ergebnis je Aktie um acht bis zehn Prozent pro Jahr steigern. Für 2021 schlägt der Konzern eine Dividende in Höhe von 49 Cent je Aktie vor. Dies entspricht Unternehmensangaben zufolge einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von vier Prozent.

Eon legt erstmals Fünf-Jahres-Prognose vor

Den Anlegern zeichnet Birnbaum nun eine längerfristige Perspektive auf: Erstmals gibt Eon eine Prognose für die nächsten fünf Jahre ab. Bislang hat der Prognosezeitraum drei Jahre umfasst. Den operativen Gewinn, der unter der Bilanzkennziffer Ebitda läuft, will Eon im Kerngeschäft – also ohne die Kernenergiesparte Preussen Elektra – jährlich um rund vier Prozent auf etwa 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2026 steigern. Das Ziel sei „kontinuierliches, profitables Wachstum“.

Auch interessant

Mit der auf fünf Jahre erweiterten Prognose bis zum Jahr 2026 unterstreiche Eon, dass der Konzern wachstumsstark und auch in Krisenzeiten widerstandsfähig sei, so Birnbaum. In diesem Jahrzehnt werde der Essener Konzern von der Energiewende in Europa stark profitieren. „2030 wird Eon größer und grüner, digitaler und diverser sein“, betont Birnbaum.

Die optimistische Prognose sei größtenteils unabhängig davon, was die neue Bundesregierung zur Beschleunigung der Energiewende beitrage, betonte der Eon-Chef auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Ziele für den Netzausbau könnten auch unter den heutigen Bedingungen erreicht werden, auf die Politik angewiesen sei man vor allem beim Ökostrom-Ausbau.

Ampel soll Genehmigungsdauer halbieren

Gleichwohl betonte der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Stromversorgers, die wahrscheinliche Ampel-Koalition könne „uns sehr helfen“, etwa mit einer Halbierung der Genehmigungsdauer für neue Leitungen und einen besseren Datenzugriff, um intelligente Stromzähler (smart meter) ans Laufen zu bringen. Dabei komme es nicht darauf an, dass die Ampel möglichst grün sei, sondern darauf, dass sie möglichst konkrete Maßnahmen in den bekannten Problembereichen beschließe.

Nicht nur milliardenschwere Investitionen, auch Firmenverkäufe gehören zur Strategie des Eon-Chefs. Der Konzern wolle das Firmen-Portfolio „weiter optimieren“, heißt es in einer Mitteilung, in der zunächst keine näheren Angaben zu den Unternehmen auf der Verkaufsliste gemacht werden. Eon rechne in den nächsten fünf Jahren mit Erlösen von etwa zwei bis vier Milliarden Euro durch Unternehmensverkäufe. Trennen wolle sich der Konzern von Geschäften, die nicht mehr zu den Zielen „Wachstum, Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ passen.

Firmenverkäufe sollen Eon zwei bis vier Milliarden Euro bringen

Das für Eon wichtige Stromnetzgeschäft, in das ein Großteil der Investitionen fließt, ist staatlich reguliert und macht damit lediglich eine gewisse Gewinnspanne möglich. Von den Investitionen in Höhe von insgesamt rund 27 Milliarden Euro seien mehr als 80 Prozent für regulierte Geschäfte vorgesehen, so Eon-Finanzvorstand Marc Spieker. 22 Milliarden

Auch interessant

Auszahlen sollen sich für Eon allerdings auch Kosteneinsparungen im Zuge der Übernahme und Zerschlagung der früheren Essener RWE-Tochter Innogy. Spieker spricht von „weiteren Optimierungsmaßnahmen“, durch die Eon bis zum Jahr 2026 Einsparungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro pro Jahr erreichen wolle. Auf die Frage, ob damit auch weitere Arbeitsplatzverluste einhergingen, sagte Birnbaum: „Wir haben keinen spezifischen Stellenabbau geplant.“

Eon rechnet „mit einem schnellen Ende der Verbrennungsmotoren“

Investieren will Eon auch in den Ausbau des Geschäfts mit Ladesäulen für Elektroautos. Der Essener Konzern strebt den Bau von rund 5000 neuen Schnellladepunkten bis zum Jahr 2026 an. Eon rechne „mit einem schnellen Ende der Verbrennungsmotoren“ und setze daher noch entschlossener auf den Ausbau von leistungsfähiger Ladeinfrastruktur.

Auch interessant

Impulse soll auch ein Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bringen. Das Engagement in diesem Feld wolle Eon „deutlich ausweiten“. Mit dem bestehenden Gasverteilnetz und der Expertise im Energiemanagement will das Unternehmen insbesondere dem industriellen Mittelstand Zugang zu Wasserstoff geben und damit eine Möglichkeit der CO2-Reduktion bieten.

Eon sieht sich aufgrund der Basis von heute rund 50 Millionen Kunden in Europa in einer starken Ausgangsposition. Die Erträge im Energievertriebsgeschäft will das Unternehmen bis zum Jahr 2026 um drei bis sechs Prozent pro Jahr steigern, wie der zuständige Vorstand Patrick Lammers ankündigt.