Essen. RWE-Chef Krebber will das Geschäft mit erneuerbaren Energien massiv ausbauen. Mit dem Projekt „Growing Green“ soll RWE größer und grüner werden.

Der Energiekonzern RWE plant ein milliardenschweres Investitionsprogramm für erneuerbare Energien. Das Unternehmen wolle das Zubau-Tempo deutlich erhöhen, kündigte RWE-Vorstandschef Markus Krebber in Essen an. Bislang wollte der Konzern eigenen Angaben zufolge die Gesamtleistung pro Jahr um durchschnittlich 1,5 Gigawatt steigern. Künftig sollen es im Durchschnitt 2,5 Gigawatt jährlich sein.

Bis zum Jahr 2030 werde RWE 50 Milliarden Euro investieren, um das Geschäft mit erneuerbaren Energien auszubauen, teilte das Unternehmen mit. Pro Jahr sollen durchschnittlich fünf Milliarden Euro insbesondere in Windkraft-, Solar-, Speicher- und Wasserstoffprojekte fließen. Das neue Strategieprogramm, mit dem RWE „grüner, größer und werthaltiger“ werden will, trägt den Namen „Growing Green“.

RWE sei „bestens aufgestellt, um „die Schlüsseldekade der Energiewende“ zu gestalten, sagte Krebber, der den Revierkonzern seit dem Frühjahr führt. Das Unternehmen wolle „Gestalter und Schrittmacher der grünen Energiewelt“ sein, betonte Krebber.

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Der neue RWE-Chef Markus Krebber (48) beschreibt seinen Führungsstil mit den Worten „flache Hierarchien, schnelle Entscheidungen, Pragmatismus, aber auch immer ein kritisches Hinterfragen, ob der eigene Weg der richtige ist“.
Von Ulf Meinke, Stefan Schulte und Andreas Tyrock

Mit dem Abbau und der Verstromung von Braunkohle im Rheinischen Revier gehört RWE derzeit noch zu den größten Emittenten von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) in Deutschland. Als Betreiber von Kernkraftwerken war der Essener Energiekonzern zudem lange Zeit ein Feindbild der Anti-Atomkraft-Bewegung. Der neue RWE-Chef Krebber hebt indes hervor, das Ziel seines Unternehmens sei der „klimaneutrale Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft“.

RWE will sieben neue Regionalbüros eröffnen

In Deutschland sehe RWE „besonderes Wachstumspotenzial“, wie das Unternehmen in einer Mitteilung zur Bekanntgabe der neuen Strategie erklärte. Deutschland sei das einzige Industrieland, in dem sowohl die Kernenergie als auch die Kohle „sehr schnell zu ersetzen“ seien, betonen die RWE-Strategen. Daher werde das Essener Unternehmen auch auf dem Heimatmarkt das Tempo erhöhen und in den 2020er Jahren zwischen zehn und 15 Milliarden Euro in den Ausbau von Windkraft an Land und auf hoher See sowie für Solaranlagen, Energiespeicher und Wasserstoff-Projekte investieren.

Für das Windkraft- und Solargeschäft will RWE sieben neue Büros in unterschiedlichen Teilen Deutschlands aufbauen, da die Gegebenheiten regional sehr unterschiedlich seien. Kurzfristig werde RWE damit etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Projektentwicklung vor Ort einstellen, teilte das Unternehmen mit. Der Anspruch sei: „Im Erneuerbaren-Bereich soll in Deutschland jedes Projekt realisiert werden, das möglich ist.“ Derzeit beschäftigt RWE weltweit rund 19.000 Menschen.

Künftig Dividende von mindestens 90 Cent je RWE-Aktie

Auch kurzfristig entwickle sich die Ertragslage von RWE erfreulich, erklärte Finanzvorstand Michael Müller. „Unsere neue Strategie zeichnet nicht nur ein klares Bild davon, wie sich unser Unternehmen bis 2030 entwickeln wird. Sie zeigt auch, dass wir dafür das finanzielle Rüstzeug haben und unser grünes Wachstum grün finanzieren“, sagte er. Das Wachstumsprogramm sei „wertsteigernd und nachhaltig“. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im Kerngeschäft von RWE jährlich um neun Prozent wachsen. Der Konzern kündigte außerdem eine Erhöhung der Prognose für das Geschäftsjahr 2022 an.

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Den Anteilseignern, zu denen auch Ruhrgebietsstädte wie Dortmund, Essen und Mülheim gehören, versprach RWE-Finanzchef Müller eine Dividende von mindestens 90 Cent je Aktie. Bereits für das Geschäftsjahr 2021 soll die Dividende auf 90 Cent je Aktie steigen – nach 85 Cent im Vorjahr. „Für die kommenden Jahre planen wir eine Untergrenze von 90 Cent je Aktie“, sagte Müller. Langfristig sollen die Aktionärinnen und Aktionäre 50 bis 60 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses von RWE als Gewinnausschüttung erhalten.