Essen. Das Thema Wasserstoff weckt den Gründergeist: Besonders viele junge Unternehmen entstehen einer neuen Studie zufolge in Bayern und im Ruhrgebiet.

Die Wasserstoff-Wirtschaft belebt das Gründungsgeschehen im Ruhrgebiet. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der RAG-Stiftung geförderte Studie, die der Bundesverband Deutsche Startups vorgelegt hat. Demnach befinden sich 17,5 Prozent der deutschen Wasserstoff-Start-ups im Ruhrgebiet. Ähnlich viele neu gegründete Unternehmen in diesem Bereich gebe es lediglich im Großraum München, sagt Jannis Gilde, einer der Studienautoren.

Nordrhein-Westfalen und Bayern stechen beim Gründungsgeschehen der Wasserstoff-Wirtschaft hervor. Die beiden Bundesländer vereinen der Studie zufolge gemeinsam mehr als die Hälfte der entsprechenden Start-ups in Deutschland. In NRW befinden sich demnach knapp 30 Prozent aller deutschen Wasserstoff-Start-ups. Auf Bayern entfallen rund 26 Prozent.

„Das Ruhrgebiet ist in diesem Sektor führend“

Die Entwicklung in den vergangenen Jahren ist rasant. Bis 2010 seien in Deutschland kaum Wasserstoff-Start-ups gegründet worden, die wenigen Ausnahmen hätten sich größtenteils auf einzelne spezielle Anwendungen von Elektrolyse- und Brennstoffzellentechnik beschränkt, heißt es in der Studie. Seit dem Jahr 2015 lasse sich jedoch eine stark gestiegene Gründungsdynamik beobachten: 41 der 57 identifizierten Wasserstoff-Start-ups mit Sitz in Deutschland seien in diesem Zeitraum entstanden.

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„Der Gründergeist ist auch im Bereich Wasserstoff erwacht und zahlreiche neue Unternehmen entstehen – das Ruhrgebiet ist in diesem Sektor führend“, urteilen die Studien-Autoren. Positiv wirke sich unter anderem aus, dass die Region bereits über eine starke industrielle Basis, viele Forschungseinrichtungen und ein bestehendes Pipeline-Netz verfüge. Es gebe damit „riesige Potenziale“ für die Region. Das Ruhrgebiet könne sich „als internationales Innovationscluster profilieren“.

Einflussreiche RAG-Stiftung hat Start-ups im Blick

Gerade beim Thema Wasserstoff seien forschungsbasierte Start-ups wichtig, „da sie in engem Austausch mit der Wissenschaft stehen und mit ihrer unternehmerischen Ausrichtung gleichzeitig stets den Blick auf das Endprodukt richten“, heißt es in der Studie. Das positive Gründungsgeschehen sollte nach Einschätzung der Studienautoren durch eine weitere Förderung von Ausgründungen aus der Wissenschaft gestärkt werden. Die Autoren raten zu einer hochschulübergreifenden Anlaufstelle, die zum Beispiel an der Universität Duisburg-Essen und dem Zentrum für Brennstoffzellentechnik (ZBT) angesiedelt sein könnte.

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„Im Ruhrgebiet haben wir mit unserer etablierten Industrie, führenden Forschungseinrichtungen und einer starken Infrastruktur beste Voraussetzungen für den Wasserstoff-Markthochlauf“, betont Bernd Tönjes, der Vorstandschef der RAG-Stiftung. Zu möglichen Investitionen der milliardenschweren Essener Stiftung in Wasserstoff-Unternehmen sagt er: „Wir halten grundsätzlich immer nach lohnenden Investments Ausschau. Wenn sich eine passende Gelegenheit auf dem Sektor böte, die gut in unser diversifiziertes Portfolio passt, ist das nicht ausgeschlossen. Derzeit haben wir aber nichts Konkretes im Blick.“