Düsseldorf/Mainz. General Motors will die Opel-Standorte in Bochum und Kaiserslautern offenbar erhalten. Der Europa-Chef von GM, Nick Reilly, sagte: "Bochum wird auch in Zukunft ein wichtiger Standort für General Motors bleiben." Der Verkauf von GM-Tochter Saab ist derweil geplatzt.
Aufatmen in den Opel-Werken in Bochum und Kaiserlautern. Der neue Europa-Chef der Konzernmutter General Motors (GM), Nick Reilly, kündigte am Dienstag den Erhalt der bislang von Schließung bedrohten Standorte an. Allerdings dürfte es in beiden Werken zu einem spürbaren Stellenabbau kommen. Zahlen dazu nannte der Manager nicht. Doch bekräftige er, dass die Zahl der Beschäftigten in Europa insgesamt um bis zu 9.500 verringert werden müsse.
Verkauf von GM-Tochter Saab ist geplatzt
Der Verkauf der schwedischen General-Motors-Tochter Saab ist geplatzt. Die potenziellen Käufer um den exklusiven schwedischen Sportwagenbauer Koenigsegg hätten ihr Angebot zurückgezogen, teilte GM am Dienstag in Detroit mit. Der Opel-Mutterkonzern zeigte sich über die Entscheidung «sehr enttäuscht», Unternehmenschef Fritz Henderson bezeichnete die Absage der Käufer als «plötzlichen Kurswechsel». Sein Konzern werde nun in den kommenden Tagen über das weitere Vorgehen mit Saab beraten.
Zu den Gründen für die Absage machte GM zunächst keine Angaben. Der 1947 gegründete Autobauer Saab hatte im Februar Insolvenz angemeldet. Der schwedische Luxus-Sportwagenbauer Koenigsegg wollte Saab kaufen und sanieren. Im September hatte Koenigsegg bekannt gegeben, dass sich der chinesische Autobauer BAIC an dem Geschäft beteiligen wolle, weil der Kaufinteressent alleine nicht genug Geld für die Kauf von Saab habe.
Der Sportwagenhersteller Koenigsegg wurde 1994 gegründet und stellt pro Jahr rund 20 Luxus-Autos her, die jeweils über eine Million Euro kosten. Koenigsegg selbst beschäftigt 45 Mitarbeiter. Saab beschäftigt in Schweden 3400 Mitarbeiter, bei Zulieferern sind weitere 12.000 Menschen tätig. Der Autobauer machte 2008 einen Verlust von drei Milliarden Kronen (293 Millionen Euro).
Bochum ist mit seinem Werk der zweitgrößte Opel-Standort in Deutschland. Rund 5.000 Mitarbeiter fertigen hier das Kompaktmodell Astra, den Minivan Zafira sowie Achsen und Getriebe. Das Werk Bochum werde "ein wichtiger Standort auch in Zukunft" bleiben, sagte Reilly am Dienstag nach einem Treffen mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) in Düsseldorf. Rüttgers zeigte sich erfreut, dass der Standort Bochum erhalten bleiben und auch langfristig eine Zukunft haben solle.
Freiwilliger Stellenabbau in Kaiserslautern ist ein Thema
Auch das Opel-Werk in Kaiserslautern soll Reilly zufolge weiterhin eine Rolle im GM-Verbund spielen. Allerdings werde über einen freiwilligen Stellenabbau zu sprechen sein, sagte der Manager in Mainz. Das Werk ist die größte und wichtigste Opel-Produktionsstätte für Motoren und Komponenten. Hier werden vor allem größere Benzin- und Dieselmotoren gefertigt. Das Werk beschäftigt heute rund 3.500 Mitarbeiter.
Zur Zukunft der anderen Standorte äußerte sich Reilly zunächst nicht. Die Details des kompletten Restrukturierungsprogramms würden am (morgigen) Mittwoch den Arbeitnehmervertretern vorgestellt, kündigte er an.
Die Entscheidung, Bochum weiterzuführen, basiere auf wirtschaftlichen Kriterien, und sei im langfristigen Interesse von General Motors.
Der Bochumer Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel begrüßte die Ankündigung des General-Motors-Europachefs Nick Reilly, dass der Opel-Standort im Ruhrgebiet erhalten bleibe. "Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet," sagte Einenkel gegenüber der WAZ Mediengruppe. Dies sei die einzige vernünftige Grundlage für die jetzt folgenden "sicher nicht ganz einfachen Gespräche" mit General Motors über die entscheidenden Details, mit welchen Modellen und wieviel Personal in Bochum in Zukunft produziert werden soll.
“Dass das Opel Werk in Bochum erhalten bleiben soll, ist eine gute Nachricht für die Stadt. Die Mitarbeiterrinnen und Mitarbeiter brauchen Sicherheit und eine verlässliche Perspektive für ihre Arbeitsplätze", sagte die Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz. "Der neue Europachef hat die Bedeutung des Bochumer Opel-Werkes unterstrichen. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen."
Die europäischen Staaten hatten sich am Montag bei einem Gipfeltreffen in Brüssel auf ein gemeinsames Vorgehen bei möglichen Staatshilfen für GM verständigt.
Offenbar 28 Millionen Euro Zinsen
Der US-Autokonzern General Motors (GM) hat unterdessen den deutschen Überbrückungskredit für Opel von 1,2 Milliarden Euro komplett zurückgezahlt. Dies teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin mit. Die letzten Mittel von GM seien am Dienstag eingegangen. Merkel betonte, es sei richtig gewesen, für Opel eine Brücke zu bauen.
Die letzte Tranche betrug nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» 400 Millionen Euro. Mit dem Kredit war der angeschlagene Autobauer Opel an Pfingsten vor der Pleite bewahrt worden.
Insgesamt belief sich der Kreditrahmen auf 1,5 Milliarden Euro. Opel nahm dem Bericht zufolge davon in der Spitze 1,2 Milliarden Euro in Anspruch. Dafür seien 28 Millionen Euro an Zinsen fällig geworden.
Mit der Zahlung der letzten Rate könne die Opel-Treuhand aufgelöst werden, bei der 65 Prozent der Firmenanteile für einen Investor geparkt worden waren. Die Beteiligung falle nun an GM zurück. Opel gehöre damit wieder komplett dem US-Konzern.
Die Treuhand diente aber auch dazu, dass keine deutschen Staatshilfen zu GM abfließen konnten. Für mögliche neue Finanzhilfen aus öffentlichen Kassen, auf die GM hofft, entsteht somit ein zusätzliches Problem, wie die Zeitung weiter schreibt. Denn es gebe zunächst keine Institution mehr, die einen Geldabfluss in die USA verhindern könne. (ap/afp)