Bochum. Im Bochumer Opelwerk fallen deutlich weniger Stellen weg als bisher angekündigt. Mal war von 2300 Stellen die Rede, jetzt sind es laut GM-Plänen noch 1800. Deshalb reduziere sich die Gefahr von betriebsbedingten Kündigungen, so Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel.

Als „Taschenrechner-Rechnung” bezeichnete Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel der WAZ-Mediengruppe gegenüber kursierende Nachrichten über den drohenden Stellenabbau im Bochumer Opelwerk. Mal war von 2 300 Stellen die Rede, am Ende waren es tatsächlich 1 800. Diese Planzahl nannte GM-Europachef Reilly. „Das ist deutlich niedriger als bisher angekündigt”, sagte Einenkel. „Damit wird sich die Gefahr betriebsbedingter Kündigung reduzieren.”

Anfang Dezember sollen weitere Details im Rahmen eines Konzepts offengelegt werden. „Ich kann nur hoffen, dass das endlich kommt”, sagte Einenkel. „Wir werden alles tun, um diese Zahlen zu reduzieren.”

In diesen Tagen kommen Hunderte von Opelanern noch zur Arbeit, obwohl die ganze Woche die Bänder still stehen, weil Kurzarbeit herrscht. Wie Opel-Sprecher Norbert Held bestätigt, werden die Bänder dann langsamer laufen, die Produktion wird ab der Mittagsschicht von 49 auf 42 Autos pro Stunde gesenkt. Dafür müssen jetzt Vorkehrungen getroffen werden.

Montag beginnt die "Abtaktung"

„Dann beginnt die Abtaktung”, wie ein 47jähriger Opel-Schlosser, den wir auf dem regennassen Parkplatz vor Tor 4 an der Wittener Straße treffen, die Drosselung der Bänder nennt. Gerade erst hat er im Radio gehört, dass im Bochumer Werk nach den Plänen von General Motors 2 300 Stellen im Bochumer Werk gestrichen werden sollen.

Zu dieser Stunde weiß man im Werk noch nicht, ob diese Zahl verbürgt ist. Die Stimmung bei den Kollegen sei noch am Dienstag „ruhiger” geworden, als klar war, dass der Opel-Standort Bochum auf lange Sicht bleibt. Doch am Tag danach kriecht die Angst um den Arbeitsplatz wieder in die fast leeren Autohallen. Es wird diskutiert, ob es vielleicht die Nachtschicht treffen könnte. Einenkel winkt ab: „Wir sind das einzige europäische Astra-Werk, das eine Nachtschicht hat und wir werden alles tun, um die Schicht zu erhalten.”

"Wenn aus ist, ist eben aus"

„ Wenn aus ist, dann ist eben aus”, sagt der Schlosser, seit 30 Jahren bei Opel und vor zwei Jahren an den Opel-Partner TCM „verkauft”. Dabei behielt er seinen Arbeitsplatz in der Instandhaltung, die Konditionen seien gut gewesen, ihren Betriebsrat hätten sie behalten und die Rabatte beim Opelkauf gebe es für sie immer noch.

Im Werk geht die Kunde, „zehn der höheren Chefs gehen”, hätten sich beizeiten um einen anderen Job bemüht. Es sei mehr als ein Gerücht, die Namen seien bekannt. Einenkel bestätigt: „Die Personaleinsparung betrifft auch die Führungsebene. Es gilt eben nicht das Motto ,Indianer gehen, Häuptlinge bleiben'”.

"Es gehen auch welche in Rente"

Zu den weniger als 6 000 Menschen, die noch im Bochumer Opelwerk arbeiten, gehört auch ein 20jähriger Industriemechaniker. Dreieinhalb Jahre, erzählt er auf dem Parkplatz, bevor der nächste Regen einsetzt, dreieinhalb Jahre habe er bei Opel gelernt, dann einen Einjahresvertrag bekommen, für eine Stelle in der Endmontage. Der Vertrag laufe Ende Januar aus. Und dann? Achselzucken: „Mal sehen, es gehen bei uns auch welche in Rente, drei oder vier im Presswerk.”

Betriebsratschef Rainer Einenkel bekräftigte den Kurs der Arbeitnehmervertreter: „Wir nehmen die Zahlen zur Kenntnis, ohne sie zu akzeptieren.”