Bochum. Streít gibt es um die von Magna geplante Schließung des Opel-Getriebewerks in Bochum. Betriebsratschef Einenkel kritisiert, dass so Staatsgeld für Job-Verlagerungen missbraucht würden. Laut einem Medienbericht hat Magna genaue Pläne für den Stellenabbau in Deutschland.

Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel hat Pläne des künftigen Eigentümers Magna kritisiert, das dortige Getriebewerk mit 650 Mitarbeitern zu schließen und die Fertigung nach Österreich zu verlagern. «Das ginge nur über Abfindungen, da Magna keine betriebsbedingten Kündigungen vornehmen will», sagte Einenkel dem Nachrichtenmagazin «Focus». Die Mittel dafür stammten aus dem Überbrückungskredit des Bundes. So würde «Staatsgeld für Job-Verlagerungen missbraucht». Im Ringen der Standorte widerspricht Einenkel Berichten, wonach das Opel-Werk in Belgien billiger fertige: «Die Bochumer Produktion ist 200 Euro pro Auto kostengünstiger als Antwerpen.»

3800 Arbeitsplätze in Rüsselsheim und Bochum auf der Kippe

Der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna will einem Bericht zufolge allein am Opel-Stammsitz Rüsselsheim und im Werk Bochum mehr als 3800 Arbeitsplätze abbauen. Wie die «Welt am Sonntag» weiter berichtete, sollte das Werk Eisenach dagegen von Streichungen verschont bleiben. Im spanischen Saragossa protestierten am Wochenende tausende Menschen gegen die geplante Opel-Übernahme.

Wie die «WamS» unter Berufung auf ranghohe Verhandlungskreise weiter schrieb, ist Bochum unter den deutschen Opel-Werken am stärksten vom geplanten Stellenabbau betroffen. Dort sollen angeblich 2045 Arbeitsplätze wegfallen. In Rüsselsheim ist demnach der Abbau von 1817 Arbeitsplätzen vorgesehen - 1100 davon seien Jobs in der Verwaltung, die übrigen in der Produktion.

Werk in Eisenach bleibt verschont

Weitere 283 Beschäftigte würden nach dem Bericht im Werk Kaiserslautern ihre Arbeit verlieren. Das Werk Eisenach bleibe von Streichungen verschont, da Produktionskapazitäten aus dem spanischen Saragossa nach Thüringen verlagert werden sollten. Europaweit sollen rund 10.500 Stellen wegfallen.

An den Protesten in Saragossa nahmen am Samstag mehr als 15.000 Menschen teil. An der Spitze des Demonstrationszuges marschierten Arbeiter aus dem Opel-Werk Figueruelas bei Saragossa, in dem 7000 Menschen arbeiten. Auch der Bürgermeister von Saragossa war bei dem Protest mit dabei. Zu der Demonstration aufgerufen hatte der spanische Opel-Betriebsrat.

Am Montag sind dem Bericht zufolge in Rüsselsheim erste Gespräche über den geplanten Personalabbau vorgesehen. An den Verhandlungen sollen die Mitglieder des Steuerungskomitees des europäischen Betriebsrats von Opel/Vauxhall sowie die Arbeitsdirektoren und die Produktionsbereichsleiter von Magna und Opel teilnehmen. Insgesamt sollen in Europa 10 560 Stellen wegfallen.

Sberbank setzt auf Technologietransfer

Der russische Magna-Partner, die staatliche Sberbank, setzt bei der geplanten Opel-Übernahme vor allem auf Technologietransfer. Ohne diesen wäre die Übernahmevereinbarung «reine Zeitverschwendung», sagte Sberbank-Chef German Gref am Samstag in Sotschi der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Ähnlich äußerte sich der russische Ministerpräsident Wladimir Putin. In einer Rede bezeichnete er das russische Engagement bei Opel als «ermutigendes Beispiel». Russland brauche vor allem «das Wissen und die Erfahrung der Hauptakteure» der Weltwirtschaft. Geld allein, auch wenn Geld «natürlich wichtig» sei, reiche nicht. Magna und Sberbank wollen von der bisherigen US-Konzernmutter General Motors (GM) 55 Prozent an Opel erwerben.

Daimler-Chef Dieter Zetsche äußerte sich derweil zuversichtlich, dass Magna künftig seine Aktivitäten als Autozulieferer einerseits und sein Engagement beim Hersteller Opel zu trennen wisse. Er vertraue auf die Zusagen von Magna, «dass dieses zwei Tätigkeiten sind», sagte Zetsche am Sonntag dem Deutschlandfunk. Spitzenmanager anderer Autobauer hatten zu diesem Punkt in den vergangenen Tagen Bedenken angemeldet. (ddp/afp)