Berlin. Neue Prognosen von Experten sehen eine schnellere Erholung für die deutsche Wirtschaft als erwartet. Die Konjunktur habe sich stabilisiert, so das Institut für Weltwirtschaft. Allerdings sinkt der Umsatz in der Industrie und es gibt mehr Firmenpleiten.

Die tiefe Talfahrt der deutschen Wirtschaft ist nach Einschätzung von Experten gestoppt. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet für 2009 zwar noch mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums von 4,9 Prozent. Zuvor hatten die Ökonomen aber ein Minus von 6 Prozent erwartet. Ihr Fazit: «Der Konjunktureinbruch in Deutschland ist zu Ende gegangen.» Auch laut «Handelsblatt»-Barclays-Indikator erholt sich die deutsche Wirtschaft schneller als bisher angenommen.

Die IfW-Forscher erklärten am Mittwoch in ihrer Herbstprognose, die Konjunktur in Deutschland habe sich stabilisiert. Für 2010 erwartet das IfW ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit werde sich nicht so schlimm entwickeln wie noch im Sommer befürchtet. Bis Ende 2010 werde die Zahl der Arbeitslosen demnach auf 4,2 Millionen steigen. Grund für die optimistischere Haltung sei unter anderem der anziehende private Konsum, mehr Aufträge für die Bauindustrie wegen der Konjunkturpakete und eine steigende Auslandsnachfrage.

Wie das «Handelsblatt» unter Berufung auf Berechnungen der Barclays Bank berichtete, dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Quartal um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal und damit stärker als gedacht zulegen. Für das Gesamtjahr halte es die Bank für möglich, dass das Wirtschaftswachstum um 4,8 Prozent schrumpft. Die offizielle Prognose der Bundesregierung liegt bei minus 6 Prozent.

Der Bundesverband deutscher Banken rechnet für das zweite Halbjahr mit einem Wachstumsschub. «Doch auch dann bleibt 2009 das mit weitem Abstand schlechteste Jahr Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg», schreiben die Experten. Gegen die reale Schrumpfung um rund 5 Prozent nehme sich selbst 1975 als zweitschlimmstes Rezessionsjahr der Bundesrepublik mit einem Rückgang um 0,9 Prozent bescheiden aus.

Weniger Industrieumsatz; mehr Pleiten

Gleichwohl setzt die deutsche Industrie weiterhin deutlich weniger um als vergangenes Jahr. Laut Statistischem Bundesamt ging der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe im Juli arbeitstäglich- und preisbereinigt um 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Die negative Entwicklung schwächt sich aber ab: Im Juni hatte das Minus im Vorjahresvergleich noch 17,7 Prozent betragen, im Mai lag es bei 19 und im April sogar bei 23,3 Prozent. Gegenüber dem Vormonat ging der preisbereinigte Umsatz um 0,9 Prozent zurück, nach einem Plus von 1,1 Prozent im Juni.

Zudem rollt eine Pleitewelle durch Deutschland. In den ersten sechs Monaten 2009 mussten laut Bundesamt 16.142 Firmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, 14,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. (ap)