Wiesbaden. Die Inflation hat den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht: Laut Statistischem Bundesamt lag der Wert im Mai bei null Prozent. Auf Westdeutschland bezogen ist das der geringste seit 22 Jahren. Die Experten rechnen für die zweite Jahreshälfte aber mit Preissteigerungen.
Die Inflationsrate ist in Deutschland auf null Prozent und damit den niedrigsten Stand seit 22 Jahren gesunken. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes kam die Teuerung im Mai zum Stillstand, die Preise lagen auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Zuletzt hatte es eine derartige «Null-Inflation» noch vor der Wiedervereinigung im Mai 1987 gegeben, wie die Statistiker am Mittwoch mitteilten. Der Rückgang ist danach vor allem auf die Entwicklung der Mineralölpreise zurückzuführen.
Preissenkungen bei Heizöl und Kraftstoffen
Das Bundesamt stützte sich bei seinen Angaben auf Zahlen aus sechs Bundesländern. In Hessen und Rheinland-Pfalz gingen die Verbraucherpreise danach im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 0,4 beziehungsweise 0,3 Prozent zurück. In Baden-Württemberg lagen die Verbraucherpreise im Mai auf dem Niveau des Vorjahresmonats, in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern knapp darüber.
Hauptgrund für die moderate Preisentwicklung sind nach übereinstimmenden Angaben der Landesämter die Preissenkungen bei Heizöl und Kraftstoffen. Heizöl verbilligte sich in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 33 Prozent. Kraftstoffe wurden um mehr als 16 Prozent billiger. Rechnet man die Entwicklung bei den Mineralölprodukten aus der Statistik heraus, liegt die Preissteigerungsrate je nach Bundesland zwischen 1,0 und 1,8 Prozent, wie die Statistiker betonten.
Kein neuer Trend
Von einer allgemeinen deflationären Tendenz könne deshalb keine Rede sein, erklärte das Hessische Statistische Landesamt. Bereits in der zweiten Jahreshälfte werde die Inflationsrate voraussichtlich wieder «deutlich in den positiven Bereich zurückkehren».
Im vergangenen Sommer hatte die Inflation mit 3,3 Prozent noch auf einem 15-Jahres-Hoch gelegen. Auch damals hatten die Mineralölpreise die entscheidende Rolle gespielt.
Auch für das gesamte Jahr erwarten Analysten der Commerzbank in Deutschland eine Inflationsrate «bei 0 Prozent». In den kommenden Monaten werde die Teuerungsrate durch den anhaltenden Rückgang bei den Energiepreisen zunächst weiter sinken, heißt es in der Studie der Commerzbank. Doch schon nach dem Sommer würden die Preise wieder leicht anziehen. (ap)