Essen. . Die Sanierung des Handeslkonzerns Karstadt scheint auf gutem Wege zu sein. Über die Ladenkasse wird wieder Geld verdient, das Minus wird geringer.

Karstadt-Geschäftsführer Stephan Fanderl lässt sich nicht oft in die Bücher schauen. Eine Bilanzpressekonferenz, wie sie bei vielen großen Unternehmen üblich ist, gibt es beim Essener Warenhauskonzern nicht. Immerhin hat Karstadt nun ein ausführliches Zahlenwerk im Bundesanzeiger veröffentlicht. Aus dem Bericht für das Geschäftsjahr bis Ende September 2015 lässt sich ablesen, wie es um die Sanierung der Essener Traditionsfirma steht.

Einerseits hat Karstadt über die Ladenkasse wieder Geld verdient, andererseits verbuchte das Unternehmen unter dem Strich nach wie vor einen Verlust. Der Jahresfehlbetrag summierte sich auf knapp 65 Millionen Euro. Wohlgemerkt: 2013/14 hatte die Kette noch einen Fehlbetrag von mehr als 190 Millionen Euro präsentiert. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet Karstadt „erstmals seit Jahren wieder ein nahezu ausgeglichenes“ Jahresergebnis.

Für laufendes Geschäftsjahr erstmals seit Übernahme Gewinn erwartet

„Es gibt Fortschritte“, sagte Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl im Gespräch mit unserer Redaktion. „Dass es Karstadt wieder besser geht, hat zu einem erheblichen Teil damit zu tun, dass die Beschäftigten Opfer gebracht haben und bringen müssen.“ Ettl betonte: „Noch ist Karstadt nicht am Ziel. Die Anstrengungen der Kolleginnen und Kollegen müssen sich irgendwann auch wieder auszahlen.“

Im Geschäftsjahr 2014/2015 erzielte Karstadt trotz eines Umsatzrückgangs ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 12,9 Millionen Euro, im Jahr zuvor stand hier noch ein Verlust von 49,5 Millionen Euro. Ziel für das laufende Geschäftsjahr sei ein operativer Gewinn „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“, teilte das Unternehmen mit. Seit der Übernahme im August 2014 durch die Signa-Gruppe des österreichischen Geschäftsmanns René Benko läuft bei Karstadt eine harte Sanierung. Das entsprechende Programm heißt konzernintern „Fokus“ und ist auf drei Jahre angelegt.

Karstadt-Chef Fanderl verkündete unter anderem Stellenabbau, Einsparungen in der Verwaltung und Filialschließungen an den Standorten Bottrop und Recklinghausen. Geschlossen wurden auch die Warenhäuser in Stuttgart und Hamburg-Billstedt, die Schnäppchencenter in Paderborn und Frankfurt/Oder sowie die auf jugendliche Mode spezialisierten Märkte unter der Marke „K-Town“ an den Standorten in Köln und Göttingen.

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Von Ulf Meinke zu Karstadt

Einsparungen bei den Mitarbeitern

Die Personalkosten hat Karstadt spürbar reduziert – von 513 Millionen Euro im Vorjahr auf zuletzt 462 Millionen Euro. Die Zahl der Karstadt-Mitarbeiter ist im Vorjahresvergleich zum Bilanzstichtag um fast 2400 auf 13 950 Mitarbeiter gesunken. Neben dem Stellenabbau im Zuge der Sanierung wirkt sich hier auch der Übergang von Arbeitsplätzen auf die Signa-Tochterfirma Karstadt Sports aus.

Die Umsätze von Karstadt waren im Geschäftsjahr 2014/2015 ebenfalls rückläufig. Der Einzelhandelsumsatz erreichte knapp 2,1 Milliarden Euro – 6,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders stark war der Umsatzrückgang im Geschäft mit Mode (minus 9,6 Prozent). Besser schnitt die Warenhauskette in den Kategorien „Personality“, Freizeit und Elektro ab, aber auch in diesen Bereichen war der Umsatz leicht rückläufig. Karstadt-Chef Fanderl setzt nun auf Sortimente, die stärker als in der Vergangenheit auf die regionalen Bedürfnissen ausgerichtet sein sollen.

Wie aus der Veröffentlichung im Bundesanzeiger hervorgeht, lagen die Gesamtbezüge der Karstadt-Geschäftsführung, zu der neben Fanderl auch Finanzchef Miguel Müllenbach gehört, für das abgelaufene Geschäftsjahr bei 3,71 Millionen Euro. Im Jahr zuvor erhielt die damals amtierende Karstadt-Geschäftsführung noch rund sechs Millionen Euro.