Bottrop. . Ehemalige Beschäftige gründen in Zusammenarbeit mit Ehrenamt-Agentur und Paritätischem eine „Austauschrunde“. Erstes Treffen ist am 9. Juni.
Anfangs fühlte es sich an wie Urlaub, dann wurde der Keller aufgeräumt und die Wohnung auf Hochglanz gebracht. Doch schon nach kurzer Zeit reihten sich endlos lange Tage aneinander und nun kommt die Tatsache, die Arbeit verloren zu haben, langsam aber sicher im Alltag an. Nach der Schließung des Karstadt-Hauses wollen sich die ehemaligen Mitarbeiterinnen Roswitha Vogt und Martina Krolmann jedoch nicht unterkriegen lassen und setzen auf die Selbsthilfe: Mit Unterstützung durch Ehrenamt-Agentur/Arbeitslosenzentrum sowie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes rufen sie eine Austauschrunde für ehemalige Karstadt-Mitarbeiter ins Leben. Das erste Treffen findet Donnerstag, 9. Juni, 10 bis 12 Uhr statt.
„Ziel ist, sich gegenseitig Halt zu geben, den Kontakt nicht zu verlieren und sich auszutauschen - beispielsweise über Erfahrungen bei der Jobsuche“, erklärt Roswitha Vogt. Die 58-Jährige hat 40 Jahre in Vollzeit bei Karstadt gearbeitet. „Angefangen hab ich in der Fotoabteilung“, erzählt die gelernte Fotolaborantin. „Dann war ich 30 Jahre für Uhren und Schmuck zuständig.“ Martina Krolmann hat - abgesehen von Auszeiten für die Familie - ab 1981 bei Karstadt gearbeitet. „Angefangen hab ich als Lederwaren-Verkäuferin in Essen“, so die 54-Jährige, die das Bottroper Aus schließlich als Minijobberin in der Herrenkonfektionsabteilung erlebte.
„Wir haben mit dem Job auch unsere zweite Familie verloren“, sind sich die beiden Frauen einig. Klar, sehe man den einen oder anderen noch oder halte Kontakt per Telefon oder What’s App. „Aber ein regelmäßiger Austausch wäre doch etwas anderes und wir hoffen, viele zu erreichen“, so Roswitha Vogt. Mit ihrer Idee rannten die ehemaligen Karstadt-Mitarbeiterinnen in der Ehrenamtagentur und beim Paritätischen offene Tüten ein. „Es gibt in der Stadt bislang noch keine sozialen Selbsthilfegruppen“, meint Friederike Lelgemann vom Selbsthilfe-Büro. „Drum freut es uns sehr, diese Gruppe bei ihrer Gründung zu unterstützen.“ Auch Sandra Urban von der Ehrenamt-Agentur unterstützt die Idee: „Wir hatten schon lange überlegt, eine Selbsthilfegruppe für Arbeitslose zu gründen.“
Dass die neue Selbsthilfe-Gruppe letztlich nicht nur ehemaligen Karstadt-Mitarbeitern vorbehalten bleiben soll, bekräftigen auch Roswitha Vogt und Martina Krolmann. „Wir sind da offen und wollen uns zunächst einmal monatlich treffen“, so Vogt. „Vielleicht anfangs auch öfter und später in größeren Abständen - je nach Bedarf.“