Essen. User schwören auf das Wissen aus dem Netz, das vor allem durch einen Vorteil besticht: Es ist kostenlos. Doch obwohl ein Ende dieser Gratiskultur gefordert wird, sind Mikropayment-Systeme, mit denen selbst kleinste Summen bezahlt werden können, noch immer nicht bei den Nutzern angekommen.
Für jeden Computerbesitzer mit Internetzugang ist es im Alltag ganz selbstverständlich geworden: Der schnelle Klick zur Information. Kaum, dass jemand eine Frage aufwirft, liegt die Antwort schon zum Greifen nah. Einfach ein Stichwort eingeben – schon breitet sich vor dem interessierten Nutzer eine Fülle von Nachrichten, Texten, Analysen und Definitionen aus – er braucht nur zu wählen.
Doch in Zeiten, in denen die Zahl der regelmäßigen Zeitungsleser sinkt, denken immer mehr Medienhäuser über Bezahlinhalte im Internet nach. Ein Ende der Kostenlos-Mentalität im Internet prophezeit auch Christian Hallerberg, Pressesprecher des Hightech-Verbandes Bitkom.
„Wir erwarten, dass das Ende der Kostenlos-Kultur im Internet kommen wird", sagt er. „Die Verbraucher sind es zusehends gewohnt, für digitale Güter zu zahlen. Erstklassige und umfangreiche journalistische Angebote haben beste Chancen. So könnten sich journalistische Plattformen herausbilden, auf denen Inhalte unterschiedlicher Herkunft zu Kleinstbeträgen angeboten werden“, stellt er fest.
Mikropayment-Systeme in Unmengen
Möglich wird das beispielsweise, wenn Nachrichten und Inhalte gegen eine geringe Gebühr, so genannte Mikropayments, angeboten werden. Das System allerdings hat seine Tücken - und das, obwohl Online-Kauf bei Usern äußerst beliebt ist. Ob Bücher oder Parfüm – der Handel im Internet blüht. Einer aktuellen Bitkom-Studie zufolge haben mit 47 Prozent fast die Hälfte aller Internetnutzer in Deutschland bereits eine Bahnfahrkarte oder ein Flugticket im Netz gekauft. Dicht gefolgt von 40 Prozent derjenigen, die Kinokarten, Eintrittskarten für Konzerte und Co. bestellt haben.
Doch während sie die Beträge hierfür ohne zu zögern begleichen, ist das Abbuchen von Kleinstsummen für die meisten Surfer noch lange nicht selbstverständlich. Gründe hierfür gibt es viele. Zum einen wirkt die Vielzahl der sogenannten Mikropayment-Systeme auf den ersten Blick abschreckend. Das sind Bezahlsysteme mit dem Versprechen, auch die niedrigsten Rechnungen einfach und sicher zu begleichen.
Manch ein User sieht da den Wald vor lauter Bäumen nicht: Ob PayBest, PayPal, T-Pay, WorldPay oder Moneybookers – die Auswahl ist groß. Doch noch länger dürfte wohl die Liste der Allgemeinen Geschäftsbedingungen sein, durch die sich die Nutzer durchkämpfen müssen. „Es gibt einige Hürden für User“, erklärt auch Hallerberg. „Mikropayment lohnt sich nur dann für die Anbieter, wenn die Handlingkosten der Abrechnung in einem vernünftigen Verhältnis zu den erzielten Erlösen stehen.“ Ebenso sei die vorherige Anmeldung zu einem der Mikropayment-System ein weiterer Grund, warum viele User abgeschreckt würden.
Wie begleicht man eine Rechnung von 80 Cent?
Ein Beispiel aus der Praxis: Die Titelgeschichte eines bekannten Wochenmagazins kostet gerade mal 80 Cent. Ein Betrag, über den man am Kiosk keinen Gedanken verschwenden würde. Anders ist es beim Online-Kauf. „Für viele ist die Summe von zum Beispiel zehn Cent viel zu gering, um dafür die Kreditkartennummer herauszugeben“, erklärt Hallerberg.
Das bestätigt auch eine Umfrage der Universität Karlsruhe: Demnach wird in Deutschland im Netz vorzugsweise per Überweisung bezahlt, dicht gefolgt von der Lastschrift. An Platz 3 folgt die Kreditkarte und immerhin auf Platz vier PayPal.
Trotzdem geht der Bitkom-Experte noch einen Schritt weiter: Zeitungsartikel sollten bereits für einen oder zwei Cent zu haben sein, rät er. „Bei journalistischen Angeboten kann ein verhältnismäßig hoher Preis vom Kauf abhalten. Das Problem: Die Nutzer können den wahren Wert eines Textes erst nach dem Lesen beurteilen. Journalistische Angebote werden also als ,Katze im Sack` verkauft. Da kann selbst der geringe Betrag von zwei Euro schon zu hoch sein. Wenn ein Artikel hingegen nur ein paar Cent kostet, greifen die Leser schneller zu.“
Doch wird dadurch die Bezahlung nicht noch schwieriger? Hallerberg zufolge nicht: „Der E-Commerce in Deutschland boomt. Und auch wenn 31 Prozent aller Deutschen die klassischen Bezahlarten bevorzugen, so meist nicht nur, weil es ihnen am Sichersten erscheint, sondern weil sie das auch schon kennen.“
An einer Lösung wird zwar schon gearbeitet. Doch wie lange es noch dauert, bis ein System wie vom Experten gefordert markttauglich sein wird, also für den User einfach, unkompliziert, sicher und vielseitig einsetzbar, kann derzeit niemand vorhersagen. Schlussendlich haben die Internetnutzer das letzte Wort - wenn es nämlich darum geht, ob sie dieses System überhaupt annehmen.