Essen. Immer mehr Medienhäuser denken über Bezahlangebote für ihre Online-Inhalte nach. Doch der so genannte „Paid Content”, der bezahlte Inhalt, ist nur schwer durchzusetzen.

„Kostenlos” und Internet sind zwei Begriffe, die für viele untrennbar zusammenhängen. Kaum jemand ist bislang bereit, für Inhalte im Netz zu zahlen. Vor allem nicht für Information. Eine Gratiskultur, die noch aus den Jugendjahren des Netzes stammt. Deshalb ist das komplette Online-Angebot fast aller großen Zeitungen und Zeitschriften kostenlos.

"Qualitätsjournalismus ist nicht billig"

Genau das soll sich nun ändern. Angestoßen hat die Debatte Rupert Murdoch, der Vorstandschef der News Corp., einer der größten Medienkonzerne der Welt. „Qualitätsjournalismus ist nicht billig”, sagte Murdoch vor kurzem. Deshalb will er viele Nachrichten aus seinem Konzern bald nur noch kostenpflichtig anbieten.

Springer-Chef Mathias Döpfner nahm den Ball auf und kündigte an, sein Verlag werde künftig ebenfalls Bezahlinhalte anbieten. Es könne nicht sein, findet Döpfner, dass Printredaktionen mit hohen Kosten wertvolle Inhalte erstellen, die Online-Kollegen sie aber kostenlos vermarkten würden.

Hohe Kosten für die Printredaktionen

Zustimmung kommt auch von Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe. Bei „Paid Content” gehe es nicht um die Ökonomisierung des Netzes, sondern um Qualitätssicherung, genauer gesagt „um die Refinanzierung professioneller journalistischer Leistung”. Unabhängig, glaubwürdig, investigativ.

Doch die Umsetzung der Verlegerpläne ist nicht einfach. Bei Welt- oder Deutschlandnachrichten ist sie nach Ansicht vieler Experten sogar unmöglich. Zu viele Anbieter gibt es hier. Und wenn nur einer nicht mitzieht und seine Inhalte weiter kostenlos im Netz anbietet, bricht das Geschäftsmodell der anderen zusammen. Komplett kostenpflichtige Portale wird es deshalb wohl auch nie geben.

"Erprobung mutiger neuer Geschäftsmodelle"

Zahlen sollen die Kunden dagegen für „Premium-Inhalte”. Das könnten exklusive Hintergrundgeschichten sein, aber auch lokale Nachrichten, die sonst niemand anbietet. Was sie kosten dürfen, wie sie bezahlt werden können oder ob das Kartellamt Einwände erhebt – all das ist offen. Auch deshalb spricht Hombach von der „Erprobung mutiger neuer Geschäftsmodelle”.

Ein idealer Weg zur Vermarktung von Inhalten sind nach Einschätzung der Verleger die Mobiltelefone, die zu technischen Alleskönnern geworden sind. Deshalb hat Springer spezielle Applikationen für das iPhone entwickelt.

Pläne für ein Mobilfunkportal

Die WAZ-Mediengruppe geht noch einen Schritt weiter: „Wir planen den Launch eines Mobilfunkportals und eines Mobilfunktarifs", sagt Geschäftsführer Christian Nienhaus. Inwieweit Fremdnutzer auf dem Mobilfunkportal der WAZ für Inhalte zahlen müssen, ist noch nicht entschieden. „Wir werden hier den Markt weiter analysieren.”