Düsseldorf. Von einer "Lehrstellen-Katastrophe" will Arbeitsminister Karl-Josef Laumann nichts wissen. In einer aktuellen Stunde im Landtag verteidigte er die Ausbildungs-Bilanz und schloss weitere Initiativen nicht aus. Die Gewerkschaften werfen der Landesregierung hingegen Schönfärberei vor.
Im Streit um die Lage am nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt hat Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Vorwürfe des DGB zurückgewiesen. „Der Ausbildungsmarkt hat sich angesichts der Krise als erstaunlich robust erwiesen“, sagte Laumann am Donnerstag im Düsseldorfer Landtag. Rund 2900 unversorgte Jugendliche ohne Ausbildungsplatz seien „kein Grund zum Jubeln“, aber auch „keine Lehrstellenkatastrophe“. Ausdrücklich schloss Laumann jedoch weitere Initiativen für mehr Ausbildungsplätze nicht aus.
Der DGB hatte die anderen Vertreter im sogenannten NRW-Ausbildungskonsens kritisiert. Das gemeinsame Dauergremium von Landesregierung, Wirtschaft, Arbeitsagentur und DGB erfülle seine Aufgaben nicht, „indem der Konsens über durchaus zutreffende Zahlen nur ein Stück der Realität auf dem Ausbildungsplatzmarkt darstellt und die vorhandenen gravierenden Probleme überdeckt“, hatte DGB-Landeschef Guntram Schneider am Dienstag moniert.
Zahlen sagen nichts über Qualität aus
Indirekt hatte Schneider den Partnern im Bündnis eine Schönfärberei der Ausbildungsbilanz vorgeworfen. „Im September waren noch 2937 junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, unversorgt. Dem stehen rechnerisch 2264 offene Stellen gegenüber. Diese Zahlen sagen nichts über die Qualität der angebotenen Ausbildungsplätze sowie über die regionale Situation auf dem Ausbildungsmarkt aus“, sagte der DGB-Landeschef. Zumal noch 21.000 junge Menschen „Bewerber mit Alternative“ seien, also einen Ausbildungsplatz suchten, aber mangels Erfolg Berufskollegs, Handelsschulen und andere Bildungseinrichtungen besuchten.
„42 Prozent dieser 21.000 Leute haben ein Qualifizierungsangebot der Bundesagentur für Arbeit“, sagte Laumann dazu. Auch für die anderen Jugendlichen gebe es eine Perspektive im Erwerbsleben, in der schulischen Bildung oder im Studium. Diese jungen Menschen befänden sich also nicht in Warteschleifen.
Lage "besser als befürchtet"
CDU und FDP hatten die aktuelle Stunde im Landtag beantragt, weil die Lage am NRW-Ausbildungs- und Arbeitsmarkt „besser als befürchtet“ sei, wie der FDP-Wirtschaftsexperte Dietmar Brockes sagte. Der CDU-Abgeordnete Oliver Wittke unterstellte DGB-Landeschef Schneider, er habe die Landesregierung wohl „aus Frust“ kritisiert. Schneider hatte bei der Bundestagswahl am 27. September als SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Bielefeld gegen die CDU verloren.
Die SPD verteidigte Schneider und bekräftigte den Vorwurf der Schönfärberei gegen Schwarz-Gelb. „Die Statistiken geben nicht die Lebensrealität der Menschen wieder“, sagte der SPD-Abgeordnete Günter Garbrecht. Auch die Grünen-Sozialexpertin Barbara Steffens warf der Regierung vor, die tatsächliche schwierige Lage zahlreicher Menschen am Arbeitsmarkt zu ignorieren.
DGB und Handwerkstag appellierten unterdessen gemeinsam an die Betriebe, die erreichten Standards in der Ausbildung zu sichern und die Qualität weiter zu verbessern. „Auch und gerade in der Krise ist eine gute Ausbildung entscheidend, damit junge Menschen erfolgreich ihr berufliches Leben starten können. Angesichts der demografischen Entwicklung und des zu erwartenden Fachkräftemangels ist die Sicherung der Ausbildungsqualität eine zentrale Aufgabe für das Handwerk und die Gewerkschaften“, erklärten Handwerkstags-Präsident Wolfgang Schulhoff und DGB-Landeschef Schneider. (ddp)