Herne. . „Ein Riesenproblem“: Die Verwaltung soll auf Initiative der Grünen einen Runden Tisch einrichten und weitere Maßnahmen prüfen.
Kampf dem Plastiktüten-Wahnsinn: Der Ausschuss für Umweltschutz will dazu beitragen, den Verbrauch von Tüten und von Plastikmüll in Herne und Wanne-Eickel drastisch zu reduzieren. Einstimmig hat sich der Ausschuss hinter einen entsprechenden Vorstoß der Grünen-Fraktion gestellt. Die Verwaltung soll nun Maßnahmen prüfen. Aus dem Handel gibt es bereits positive Reaktionen auf diese Initiative.
Als „Riesenproblem“ bezeichnet der Grünen-Stadtverordnete Pascal Krüger den Verbrauch von Plastiktüten (siehe auch rechts: Kasten). „Wir wollen die Menschen in Herne sensibilisieren und über die Folgen aufklären“, begründet er den Antrag. Bei den anderen Parteien rennen die Grünen damit offene Türen ein.
EU hat Zielvorgabe gemacht
„Wir sehen die Notwendigkeit, hier zu handeln“, sagt Roberto Gentilini, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Der Planungsausschuss forderte die Verwaltung dazu auf, über geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems in Herne nachzudenken. Einige Vorschläge haben die Grünen bereits im Vorfeld des Ausschusses aufgelistet. So regt die Fraktion unter anderem die Einrichtung eines „Runden Tisches zur Plastikvermeidung und -entsorgung“ an. Dabei soll insbesondere der freiwillige Verzicht auf Plastiktüten thematisiert werden, zum Beispiel mit Vertretern des Einzelhandels und der Wochenmärkte. Darüber hinaus soll die Stadt unter anderem Informationen über die negativen Folgen des Gebrauchs von Plastiktüten und -müll sowie alternative Möglichkeiten aufzeigen.
Einzelhändler begrüßen den Vorstoß aus der Politik. „Wir sind inzwischen sehr vorsichtig geworden und geben Plastiktüten nur noch bei Nachfrage der Kunden raus“, sagt Elisabeth Röttsches, Inhaberin der Buchhandlung Koethers & Röttsches und Vorsitzende der Interessengemeinschaft Herne City, auf Anfrage der WAZ (siehe Bericht unten).
Auch die Europäische Union hat sich des Themas angenommen: Bis 2025 soll der Plastiktütenverbrauch in der EU deutlich reduziert werden, so die Zielvorgabe. Die Kleinstadt Billerbeck will sogar zunächst ein Jahr lang komplett plastiktütenfrei einkaufen: Anfang September ist ein entsprechendes Projekt gestartet worden, das auch von den Discountern unterstützt wird.
Schon deutlich länger aktiv ist „Project Blue Sea“: Seit Jahren kämpft der Herner Verein gegen die Verschmutzung der Meere durch alte Plastiktüten und Mikropartikel in Kosmetikprodukten (wir berichteten).
Zustimmung von den Einzelhändlern
Die Buchhandlung Koethers & Röttsches setzt eher auf Papier- als auf Plastiktüten. „Manche Bücher sind ja beim Kauf auch noch in Plastik eingeschweißt“, sagt Inhaberin Elisabeth Röttsches. Wenn es etwa regne, verlangten die Kunden häufiger nach Plastiktüten.
„Seit etwa einem Jahr stellen wir verstärkt ein Umdenken fest“, sagt die Buchhändlerin Bei den Kunden wäre eine große Bereitschaft vorhanden, an die Umwelt zu denken. „Diese Bereitschaft greifen wir auf. Unsere Ware erst einmal so zu übergeben und erst auf Nachfrage Plastiktüten heraus zu geben, ist die beste Strategie die wir fahren können“, stellt Röttsches fest. Ebenso würden andere Einzelhändler auf die Entwicklungen eingehen, beobachtet die Vorsitzende der IG Herne City.
Der Edeka-Markt Vogel auf der Bielefelder Straße in Holsterhausen bewertet die Initiative der Grünen ebenfalls positiv. „Bei unseren Kunden stellen wir einen Trend dazu fest, zum Einkauf öfter eigene Taschen oder Körbchen mitzubringen“, sagt Carolin Saborowski, Leiterin des Edeka-Marktes.
Zwar gebe man weiterhin Plastiktüten heraus, allerdings gegen eine kleine Gebühr. Auch Alternativen zur Plastiktüte würden geboten: „Wir verkaufen Stoffbeutel. Da diese jedoch teurer als die Varianten aus Plastik sind, verkaufen wir diese etwas seltener“, so Saborowski. Doch auch hier habe ein Umdenken bei Kunden eingesetzt.