Rüsselsheim. Die Arbeitnehmervertreter kritisieren die fehlende Einbindung in die Verhandlungen. Deshalb drohen der Opel-Betriebsrat und die IG Metall damit, die notwendige Sanierung nicht mitzutragen. Namhafte Autoexperten warnen vor einer Insolvenz - das hätte die Schließung von Werken zufolge.
Opel-Betriebsrat und IG Metall wollen an den Verhandlungen zur Rettung des Autoherstellers stärker beteiligt werden und drohen, andernfalls die notwendige Sanierung nicht mitzutragen. Nach einer Sondersitzung am Montag verwies der Konzernbetriebsrat darauf, dass alle potenziellen Investoren mit einem Sanierungsbeitrag der Belegschaft von bis zu 1,5 Milliarden Euro kalkulieren: «Kein Investor plant bisher, so viel in das neue Unternehmen einzubringen.»
Bislang seien dem Betriebsrat die Konzepte der verschiedenen Investoren nicht einmal offiziell vorgelegt worden. Dies müsse sich ändern: «Die Arbeitnehmervertretungen und die IG Metall werde daher ohne eine Beteiligung am Entscheidungsprozess keine Beiträge in das Unternehmen einbringen.» Dies sei unabhängig davon, für wen GM sich letztlich entscheide. GM verhandelt derzeit noch mit dem Zulieferer Magna und dem Finanzinvestor RHJ über einen Verkauf von Opel. Magna will 500 Millionen Euro in eine neue Opel-Gesellschaft einbringen, RHJ 275 Millionen Euro.
Auch für künftige Weichenstellungen fordern Betriebsrat und Gewerkschaft mehr Mitspracherechte. So sollen der Vorstands- und Finanzchef einer künftigen Opel/Vauxhall AG nur mit Zustimmung der Arbeitnehmervertreter ernannt werden dürfen. Für den Fall eines geplanten Verkaufs der neuen AG fordert die Arbeitnehmerbank ein Vetorecht für sich. Ein Vorkaufs- oder Rückkaufsrecht für GM soll es nicht geben. Der Betriebsrat argwöhnt, dass RHJ plant, Opel nach einer harten Sanierung an GM zurück zu verkaufen.
«Das würde Opel nicht überleben»
Namhafte Autoexperten warnten im Gespräch mit AP erneut vor einer Insolvenz. «Das würde Opel nicht überleben», sagte der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft, Willi Diez, am Montag der AP. Der Chef des Center Automotive Research (CAR), Ferdinand Dudenhöffer, sagte, im Falle einer Insolvenz sei umgehend mit der Schließung von Werken zu rechnen: «Ich glaube nicht, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel das vor der Wahl erlauben kann.»
Diez warnte, eine Insolvenz führe fast unausweichlich zu massiven Absatzproblemen. «Die Kunden kaufen ungern Produkte von einer Firma in Insolvenz.» Dazu komme das Problem der Finanzierung. Es sei völlig unklar, wie bei einer Insolvenz die Löhne von allein 25.000 Beschäftigten in Deutschland noch bezahlt werden könnten.
Zuvor hatte hat der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter eine Insolvenz von Opel erneut ins Gespräch gebracht. Die Insolvenz sei eine Option, um den Konzern vor dem Aus zu bewahren, sagte Kampeter der «Financial Times Deutschland». Dass eine Planinsolvenz für die Beschäftigten wirtschaftlich vernünftig sein könne, zeige die steigende Zahl von erfolgreichen Verfahren dieser Art in Deutschland. (ap)