Düsseldorf/Nürnberg. Im Frühsommer kommt der Arbeitsmarkt eigentlich nochmal ordentlich in Schwung. Dieses Jahr nicht. Die Behördenchefin macht sich trotzdem keine übermäßigen Sorgen.
Vor den Sommerferien ist die Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen nicht so stark zurückgegangen wie sonst zu dieser Jahreszeit. Vor allem Ausländer und junge Leute seien überdurchschnittlich häufig auf Jobsuche gewesen, teilte die Agentur für Arbeit am Dienstag in Düsseldorf mit. Behördenchefin Christiane Schönefeld zeigte sich trotzdem optimistisch. Es gebe auch viele offene Stellen. Vor allem junge Fachkräfte könnten in der Regel schnell wieder einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben.
Arbeitslosenquote in NRW im Juni bei 7,9 Prozent
Insgesamt hatten sich im Juni 742.550 Menschen arbeitslos gemeldet - nur 0,1 Prozent weniger als im Vormonat. Normalerweise fällt der Rückgang im Frühsommer stärker aus. Langfristig allerdings ist der Arbeitsmarkt weiter im Aufwärtstrend. Im Vergleich zum Juni 2014 sank die Zahl der Jobsuchenden um 2,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,9 Prozent, bundesweit sind es allerdings nur 6,2 Prozent.
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Dass sich außergewöhnlich viele junge Leute unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet hatten, habe auch statistische Effekte, teilte die Arbeitsagentur mit. Durch den frühen Start der Sommerferien in NRW seien die Abschlussprüfungen für die Auszubildenden vorverlegt worden. Deshalb seien viele junge Leute schon jetzt auf der Suche nach einer neuen Stelle, nicht erst ab Juli. Insgesamt waren im Juni 66.100 Menschen unter 25 Jahren auf der Suche nach Arbeit, 5,1 Prozent mehr als noch im Mai. Sorgen mache ihr das nicht, sagte Schönefeld. "Der Bedarf an aktuell qualifizierten Fachkräften ist hoch, so dass die Arbeitslosigkeitsperiode für die jungen Leute in der Regel nur kurz ist."
Nachfrage nach Fachkräften ist hoch
Rund 117.000 Stellen hatten Firmen aus Nordrhein-Westfalen im Juni ausgeschrieben. "Ein hoher Bestand unbesetzter Arbeitsplätze weist auch immer auf Besetzungsprobleme hin", teilte die Arbeitsagentur mit. Gerade die Nachfrage nach Fachkräften sei hoch, viele Arbeitslose seien aber nur gering qualifiziert. Deshalb sehe man es positiv, dass im Moment immer mehr Flüchtlinge und Migranten auf den Arbeitsmarkt drängen.
Im Mai seien gut 7900 Syrer auf Jobsuche gewesen, mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Flüchtlinge und Asylbewerber dürfen mit Einschränkungen nach drei Monaten in Deutschland und endgültig dann nach 15 Monaten arbeiten gehen. Ihre Jobchancen seien ganz unterschiedlich, sagte ein Sprecher. "Da kommt der Hirte, der nie eine Schule besucht hat, genauso wie der Akademiker." Jobscouts versuchen in NRW, hochqualifizierte Flüchtlinge schnell zu erkennen und mit Unternehmen in Kontakt zu bringen.
Zahl der Arbeitslosen bundesweit sinkt im Juni auf 2,7 Millionen
Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni um 51.000 auf 2,711 Millionen gesunken. Das sind 122.000 Erwerbslose weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent zurück.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagte: "Der Arbeitsmarkt hat sich im Juni günstig entwickelt. Zum Ende der Frühjahrsbelebung geht die Arbeitslosigkeit weiter zurück."
Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Juni um 1000 auf 2,786 Millionen. In Westdeutschland stieg die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 2000, während sie in den ostdeutschen Bundesländern um 3000 zurückging. (dpa)