Gelsenkirchen. . Laut Hans-Böckler-Stiftung arbeiteten in 2014 rund 39 200 Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen in nicht-regulären Jobs.

Unsichere Jobs werden in Gelsenkirchen zum „Normalfall“. Im Vorjahr arbeiteten über 41 Prozent der heimischen Beschäftigten in Teilzeit- und Mini-Jobs oder hatten ein Leiharbeitsverhältnis. Vor zehn Jahren lag der Anteil der sogenannten „atypisch Beschäftigten“ dagegen noch bei rund 34 Prozent. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen.

Die NGG beruft sich dabei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die den Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen unter die Lupe genommen hat. Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr rund 39200 Beschäftigte in nicht-regulären Jobs.

Für die NGG ist diese Tendenz alarmierend: „Das zeigt die Schieflage auf dem Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen“, sagt Yvonne Sachtje von der NGG Ruhrgebiet. Gerade Mini-Jobs hätten zugenommen. Im Bäckerhandwerk und in der Gastronomie seien diese besonders verbreitet – auf Kosten von regulärer Beschäftigung. „450 Euro reichen aber meist nicht zum Leben. Deshalb müssen viele Menschen mehrere Mini-Jobs machen, oft ohne Sicherheit und in der Angst, die Stelle wieder zu verlieren“, so Sachtje. Die Gewerkschafterin warnt: „Wackelige Jobs heute sind die Altersarmut von morgen.“

Der Schein trügt

Auf den ersten Blick gehe es Deutschland wirtschaftlich gut. Beim genauen Hinsehen würden sich hinter den hohen Beschäftigungszahlen aber viele unsichere Jobs verbergen, so die NGG-Geschäftsführerin. „Unbefristete Vollzeit-Stellen sind heute zur Ausnahme geworden, gerade für Berufsanfänger“, sagt Sachtje. Die NGG fordert die Arbeitgeber in Gelsenkirchen auf, wieder „mehr reguläre und tariflich bezahlte Jobs“ zu schaffen. „Der seit Januar geltende gesetzliche Mindestlohn, für den sich die NGG seit Jahren eingesetzt hat, ist dabei eine feste Untergrenze. Daran dürfe nicht nachträglich gerüttelt werden.

„Manchmal kann es für Mini-Jobs und Teilzeit auch gute Gründe geben. Zum Beispiel machen sie Sinn für Rentner oder Studenten, die sich ein bisschen dazu verdienen wollen“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. Zum echten Problem werde irreguläre Beschäftigung aber dann, wenn Vollzeit-Stellen abgeschafft werden – „und sich der Kellner oder die Bäckerei-Verkäuferin ihr Monatseinkommen zusammenstückeln müssen“, so Sachtje.