Berlin. . Bundesumweltministerin Hendricks sieht in der Verschrottung der deutschen Atomkraftwerke auch wirtschaftliche Potenziale. Auch mit Blick ins Ausland.

In wenigen Wochen will der Düsseldorfer Energiekonzern Eon ein weiteres Atomkraftwerk vom Netz nehmen. Ende Mai wird der Meiler im bayerischen Grafenrheinfeld stillgelegt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht in der Verschrottung der deutschen Atomkraftwerke nicht nur finanzielle Risiken, sondern auch wirtschaftliche Chancen. Es gehe schließlich um eine Aufgabe, die weltweit an Bedeutung gewinnen werde. „Selbst wer jetzt nicht aus der Atomkraft aussteigt, muss irgendwann alte Anlagen mit absoluter Sicherheit abbauen. Da ist technologische Kompetenz gefragt, bei der Deutschland vorn ist“, sagte Hendricks in unserem Interview.

Machen Sie sich Sorgen um die Rückstellungen für die Entsorgung von Atommüll?

Auch interessant

Barbara Hendricks: Wir müssen sicherstellen, dass die Rückstellungen, die die Unternehmen über Jahrzehnte gebildet haben, in vollem Umfang zur Verfügung stehen, sobald sie gebraucht werden.

Wann?

Hendricks: Es geht um zwei Phasen: Zum einen um die Finanzierung der kurz- und mittelfristigen Verpflichtungen der Betreiber für Stilllegung und Rückbau der AKWs und für die Zwischenlagerung des Atommülls. Zum anderen um die langfristigen Verpflichtungen der Entsorgung und Endlagerung.

Wo stehen wir da?

Hendricks: Vor Fukushima waren 17 Atommeiler am Netz, momentan sind es neun, und spätestens mit Ablauf des Jahres 2022 null. Nach Ablauf einer Nachbetriebsphase beginnt der Rückbau der Anlagen. Die Verschrottung von AKW ist übrigens eine Aufgabe, die weltweit an Bedeutung gewinnen wird. Selbst wer jetzt nicht aus der Atomkraft aussteigt, muss irgendwann alte Anlagen mit absoluter Sicherheit abbauen. Da ist technologische Kompetenz gefragt, bei der Deutschland vorn ist.

Wann stehen die nächsten Castor-Transporte an?

Hendricks: Konkrete Transporttermine stehen noch nicht fest. Aber es sollen fünf Castoren aus der Wiederaufarbeitung in La Hague und bis 2020 einundzwanzig Castoren aus Großbritannien kommen.

Die Länder haben sich verpflichtet, den Müll in Atomkraftwerken zwischenzulagern. Bisher haben sich nur Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg gemeldet. Und nun?

Hendricks: Noch haben wir keine abschließende Lösung. Aber ich werde in Kürze ein Konzept vorlegen, das eine bundesweit faire Verteilung der Lasten vorsieht und den AKW-Betreibern eine Richtschnur für die Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Rückführung und Zwischenlagerung der Wiederaufarbeitungsabfälle gibt.