München. Burger-King-Betreiber Yi-Ko läuft die Zeit davon. Der Franchisenehmer muss bald die Löhne und Gehälter für seine 3000 Beschäftigten zahlen. Da Yi-Ko derzeit aber kein Geld einnimmt, dürfte das schwierig werden. Das Unternehmen ringt weiterhin um eine Einigung mit Burger King.

Auch nach dem Gesellschafterwechsel läuft die Zeit für den gekündigten Burger-King-Franchisenehmer Yi-Ko: Demnächst werden die Löhne und Gehälter für die rund 3000 Beschäftigten der 89 geschlossenen Schnellrestaurants fällig. Branchenschätzungen zufolge dürfte es sich um einen einstelligen Millionenbetrag handeln.

Am Vortag war bekanntgeworden, dass sich einer der beiden Gesellschafter des Franchisenehmers aus dem Unternehmen zurückgezogen und seine Anteile an Mitgesellschafter Alexander Kolobov abgegeben hat. Der Alleineigentümer hofft nun auf einen Neuanfang. Burger King hatte allerdings mitgeteilt, dass es vorerst bei der Kündigung bleibt.

Beschäftigte fürchten um ihre Jobs

Burger King hatte seinem größten deutschen Franchisenehmer Yi-Ko in der vergangenen Woche fristlos gekündigt und ihm die Nutzung von Firmenlogo, Produktnamen, Arbeitskleidung und Außenwerbung gerichtlich verbieten lassen. Sämtliche Filialen des Franchisenehmers mussten deshalb schließen, die Beschäftigten fürchten um ihre Jobs.

Chronik des Yi-Ko-Skandals

April 2014: RTL enthüllt Missstände

Ende April 2014 deckt die RTL-Sendung "Team Wallraff" im Rahmen einer Undercover-Reportage zahlreiche Missstände beim Burger-King-Franchise-Nehmer Yi-Ko auf. Neben einem schlechten Umgang mit dem Personal schockieren vor allem die hygienischen Zustände in den Filialen.

Mai 2014: Yi-Ko-Geschäftsführer Yildiz tritt zurück

Anfang Mai 2014 tritt der umstrittene Yi-Ko-Geschäftsführer Ergün Yildiz zurück. Die deutsche Burger-King-Zentrale soll ihn zu diesem Schritt gedrängt haben. Als Nachfolgerin schickt Burger King Nicole Gottschalk. Sie soll die Yi-Ko-Filialen auf Vordermann bringen. "Wir werden alles tun, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen", verspricht Burger-King-Chef Andreas Bork.

Juli 2014: Dieter Stummel übernimmt Geschäftsführung

Mit Dieter Stummel übernimmt Ende Juli 2014 ein alter Bekannter von Ergün Yildiz die Geschäftsführung von Yi-Ko. Stummel hatte das Unternehmen zuvor als Anwalt in diversen Gerichtsverfahren gegen unliebsame Betriebsräte vertreten. Er gilt vielen Beobachtern als Yildiz rechte Hand.

18. November 2014: Burger King wirft Yi-Ko raus

Am 18. November kündigt Burger King mit sofortiger Wirkung alle Franchise-Verträge mit der Yi-Ko-Holding. Der Franchise-Nehmer wird dazu aufgefordert, alle Restaurants zu schließen.

18. November: Restaurants bleiben geöffnet

Trotz der Kündigung bleiben die 89 Burger-King-Filialen der Yi-Ko-Holding vorerst geöffnet - zumindest, solange die Vorräte reichen. Denn nach der Kündigung dürfen die Burger-King-Lieferanten keine Ware mehr an Yi-Ko-Filialen liefern.

21. November: Einstweilige Verfügung gegen Yi-Ko

Am 21. November erwirkt Burger King vor dem Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen seinen größten Franchise-Nehmer. Darin wird Yi-Ko untersagt, Burger und anderes Fast-Food unter den Namen der US-Marke zu verkaufen. "Alle Schilder und auch die entsprechende Kleidung der Angestellten müssen aus den Restaurants entfernt werden", erklärt ein Sprecher von Burger King.

24. November Burger-King-Läden von Yi-Ko müssen schließen

Zwei Tage lang reagiert Yi-Ko nicht auf die einstweilige Verfügung. Erst am 24.November weist Yi-Ko-Geschäftsführer Dieter Stummel die Filialleiter an, alle Läden zu schließen.

24. November: Wallraff deckt erneut Missstände auf

Die RTL-Sendung "Team Wallraff" deckt am 24. November auf, dass sich in den Yi-Ko-Filialen seit der ersten Undercover-Reportage nichts gebessert hat. Die Mitarbeiter werden immer noch schlecht bezahlt und auch die hygienischen Zustände in den Filialen haben sich nicht gebessert. Außerdem decken die Reporter auf, dass der zurückgetretene Yildiz nach wie vor großen Einfluss auf die Geschäfte von Yi-Ko hat.

26. November: Yildiz zieht sich als Gesellschafter zurück

Zwei Tage nach der Wallraff-Reportage wird Ergün Yildiz erneut zum Rücktritt gezwungen. Diesmal muss er seine Anteile an der Yi-Ko-Holding abtreten und als Gesellschafter abtreten. Der Russe Alexander Kolobov will als alleiniger Gesellschafter nun eine Einigung mit Burger King erzielen. Burger bleibt aber zunächst hart und hält an der Kündigung fest.

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Im Tagesverlauf wollte auch der Gesamtbetriebsrat der betroffenen Filialen über die Situation beraten. Ergebnisse waren bis zum Nachmittag noch nicht bekannt.

"Intensive Gespräche" mit Burger King

Die Anwaltskanzlei, die den Franchisenehmer in dem Konflikt berät, hatte angekündigt, dass sich Kolobov nun persönlich dafür einsetzen wolle, "die baldige Stabilisierung des Unternehmens und die Wiedereröffnung der Restaurants voranzutreiben". Deshalb würden direkte und intensive Gespräche mit der Fast-Food-Kette gesucht. Kolobov werde auch alle Maßnahmen einleiten, um das Vertrauen der Mitarbeiter und Kunden so schnell wie möglich zurückzugewinnen. Dazu gehörten auch Gespräche mit der Gewerkschaft.

Nach einer Umfrage dürften die Ereignisse derweil dem Image der Fast-Food-Kette geschadet haben. 66 Prozent der Befragten glaubten, dass die Marke schon jetzt darunter gelitten habe, berichtet das Magazin "Stern" unter Berufung auf eine Forsa-Umfrage. In der wichtigsten Zielgruppe der Kette, nämlich den 14- bis 29-Jährigen, glaubten das sogar 75 Prozent, hieß es.

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Image-Schaden für Burger King?

Burger-King-Deutschlandchef Andreas Bork erklärte zuletzt, er sehe keinen nachhaltigen Imageschaden für die Kette: "Wir leben von der Reputation, das stimmt. Ich sehe aber nicht, dass unser Ruf zumindest mittel- und langfristig unter der Kündigung leidet", sagte der Manager vor einigen Tagen in einem Interview.

Laut "Stern" haben die Ereignisse für die Schnellrestaurant-Kette auch über die Yi-Ko-Filialen hinaus Konsequenzen. Der Umfrage zufolge gehen insgesamt 36 Prozent der Deutschen zumindest gelegentlich zu Burger King. Unter den 14- bis 29-Jährigen seien es sogar 59 Prozent. Von diesen Kunden gab bei der Umfrage mehr als jeder Dritte (36 Prozent) an, vorerst nicht mehr zu Burger King zu gehen. 61 Prozent der Kunden wollen auch weiterhin die Restaurants besuchen.(dpa)