Essen. . Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff bleibt vorläufig in Untersuchungshaft. Das Landgericht Essen hatte am Montag noch nicht abschließend darüber befunden, ob eine Fluchtgefahr bei dem Ex-Topmanager ausgeschlossen werden kann. Für eine Kaution fehlt ihm angeblich das Geld.

Das Warten auf die Freiheit hat für Thomas Middelhoff noch kein Ende. Im Haftprüfungstermin am Montag vor dem Landgericht Essen ist es dem 61-Jährigen nicht gelungen, seine Richter zu überzeugen, dass er nicht fliehen wird. Deshalb bleibt der zu drei Jahren Haft verurteilte Ex-Manager in Haft. Eine Entscheidung soll noch in dieser Woche fallen.

Untreue in 27 Fällen zu Lasten des Arcandor-Konzerns hatte die XV. Strafkammer am Freitag festgestellt und den verurteilten Middelhoff in U-Haft genommen. Fluchtgefahr sah sie wegen der Strafhöhe und der undurchsichtigen beruflichen wie finanziellen Situation des Angeklagten.

Ungewöhnlich lange Haftprüfung

Mit eineinhalb Stunden ungewöhnlich lange dauerte am Montag der Haftprüfungstermin. Middelhoffs Verteidiger Sven Thomas teilte dieser Zeitung anschließend mit, eine Entscheidung stehe aus, die Kammer müsse noch beraten. Das war nicht die ganze Wahrheit. Denn verzögernd wirkt wohl, dass die Verteidigung „kurzfristig weitere schriftliche Unterlagen“ übersenden will, heißt es in einer Mitteilung des Landgerichtes.

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Unter welchen Voraussetzungen der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt werden könnte und worum es in den Unterlagen geht, darüber schweigt das Gericht sich aus. Sprecher Johannes Hidding: „Weitere Einzelheiten zu den im nichtöffentlichen Termin verhandelten Fragen kann ich derzeit nicht mitteilen"

Middelhoff hat angeblich kein Geld für eine Kaution

Nach Informationen dieser Zeitung ging es anfangs um eine Kaution in Millionenhöhe. Middelhoff soll aber am Freitag zu Beginn der Haftprüfung gesagt haben, dass es ihm finanziell nicht möglich sei, eine Kaution in welcher Höhe auch immer zu stellen. Erst im Sommer hatte er sich vor einem Essener Gerichtsvollzieher als „vermögenslos“ bezeichnet. Damit hatte er die Millionen Euro teuren Forderungen seiner Gläubiger abgewehrt.

Kurz darauf nahm ihm eine Gerichtsvollzieherin aber eine Armbanduhr ab, die er beim Offenbarungseid nicht angegeben hatte. 10.000 Euro brachte sie ein. Seitdem ermittelt die Bochumer Staatsanwaltschaft, ob Middelhoff doch nicht so vermögenslos ist. Ein bisschen Geld wird’s wohl irgendwo noch geben. Denn für die Haftprüfung verstärkte der Promi-Anwalt Sven Thomas das jetzt vierköpfige Verteidigerteam Middelhoffs.

In der Essener JVA, wo Middelhoff einsaß, gilt der hochgewachsene und braungebrannte Middelhoff den Vollzugsbeamten als vorbildlicher Gefangener. Die Sorge vieler Leser, ob der überraschend Inhaftierte auch frische Wäsche und eine Zahnbürste erhalten hat, ist unbegründet. Für solche Fälle haben die Gefängnisse vorgesorgt. Außerdem können auch die Angehörigen von Untersuchungshäftlingen Sachen ins Gefängnis bringen.