Essen. Für Häuslebauer soll jetzt ein guter Zeitpunkt sein - Immobilienkredite seien derzeit sehr attraktiv. Experten raten bei günstigen Finanzierungen zu langen Laufzeiten. Die persönliche Bonität entscheidet über die Konditionen. Ohne Eigenkapital erhöhen sich die Zinssätze wieder.

Wer sich den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte, hat momentan ganz gute Karten. Denn die Banken bieten Immobilienkredite zu recht attraktiven Konditionen an. Allerdings gelten die niedrigen Zinssätze bei weitem nicht für jedermann. So müssen Bauherren genügend Sicherheiten vorweisen, um in den Genuss von günstigem Baugeld zu kommen. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, baut bei der Finanzierung schnell auf Sand, da sich der Kredit dann zum Teil erheblich verteuert. Auch sonst gibt es einiges zu beachten.

Noch vor einem Jahr warben Finanzinstitute mit Baugeldzinsen von fünf Prozent oder etwas mehr bei einer zehnjährigen Laufzeit. Seitdem sind die Sätze um etwa einen Prozent gefallen. Doch nur Häuslebauer, deren Bonität die Banken als gut einschätzen, erhalten Angebote von vier bis 4,5 Prozent. „Dafür müssen die Bauherren aber mindestens 20 Prozent, besser 30 Prozent Eigenkapital haben”, sagt Annabel Oelmann, Leiterin der „Gruppe Finanzdienstleistungen” bei der Verbraucherzentrale NRW. Die Verbraucherzentrale bietet zum Preis von 14,90 den Ratgeber „Die Baufinanzierung” an (www.vz-nrw.de, 0211/38 09 555). Zwar gebe es Banken, die eine Immobilie sogar ohne Eigenkapital komplett finanzierten. Davon rät die Expertin aber eher ab, weil sich in diesem Fall die Zinssätze deutlich erhöhten.

Aufstellung von Vermögenswerten

Ein weiterer Pluspunkt für günstige Darlehen sind Sicherheiten wie Lebensversicherungen oder Sparanlagen. Bevor Verbraucher ein Gespräch mit einer Bank suchen, sollten sie auch eine Aufstellung mit all ihren Vermögenswerten machen und diese dem Berater vorlegen. Überhaupt ist eine gute Vorbereitung auf den Termin unabdingbar: Dies umfasst auch eine genaue Einnahmen-/Ausgabenrechnung.

Derart gerüstet gehen Häuslebauer besser in die Verhandlungen mit der Bank. „Sie haben einen klareren Blick, welche Kreditbelastung sie auch langfristig verkraften können”, sagt Annabel Oelmann. Sie weist darauf hin, dass die Belastung in der Regel nicht mehr als gut 30 Prozent des Einkommens übersteigen sollte. Nach einer Faustformel sollte eine Einzelperson mindestens 700 Euro nach Abzug des Kredits in der Tasche haben. Für den Ehepartner kämen 300 Euro und pro Kind 200 Euro hinzu.

Zudem sollten sich Verbraucher zwingend mehrere Vergleichsangebote von anderen Banken einholen. Klingt zwar selbstverständlich – bei den Verbraucherzentralen sind jedoch genug Fälle bekannt, bei denen Bauherren das erstbeste Angebot angenommen hätten. Oelmann: „Sie zahlen oft bitterböse drauf.” Eigentlich ebenso seöbstverständlich: eine Auflistung des monatlichen Rückzahlungsbetrags und die Höhe der Restschuld am Ende der Darlehenslaufzeit.

Langfristige Zinsbindungen

Apropos Laufzeit: In Zeiten von niedrigen Zinsen rät Oelmann eher zu langfristigen Zinsbindungen. So könne die Belastung besser kalkuliert werden, auch wenn der Zinssatz bei einer 15-jährigen Laufzeit um rund 0,5 Prozent höher liege als bei zehn Jahren.

Daneben sollten sich Bauherren vor einem Gespräch mit der Bank eine Selbstauskunft von der Schufa (Kosten: 7,60 Euro) einholen. Diese Auskunft ist eine der Grundlagen für ein Immobiliendarlehen. Manchmal sei aber Unzutreffendes über die Bonität des Kunden vermerkt. Dies müsse gelöscht werden, so Oelmann. Und noch etwas: Vor dem Haus- oder Wohnungskauf sollte man sich ein Wertgutachten von einem unabhängigen Gutachter erstellen lassen. Das Gutachten solle der Bank zusammen mit möglichst vielen Informationen und Fotos von dem Objekt übergeben werden.

Wer all diese Punkte beherzige, laufe weniger Gefahr, sich finanziell zu verheben, sagt Annabel Oelmann. Denn wenn das Traumhaus wegen Überschuldung von der Bank verpfändet wird, dann nützen den Bauherren noch so attraktive Zinsen nichts mehr.