Essen/Rom. Kaum jemand kennt den Namen von Thomas Lurz, dabei hat er bei den Schwimm-Weltmeisterschaften den fünften WM-Titel in Folge im Freiwasserschwimmen gewonnen.

Als am Dienstagmorgen im Videotext der ARD auf das Fünf-Kilometer-Freiwasserschwimmen bei der Weltmeisterschaft in Rom hingewiesen wurde, galt ein gewisser Lutz Lurz als einer der aussichtsreichsten Gold-Kandidaten. Gut getippt, obwohl die Prognose nun wirklich nicht zu den gewagtesten zählte. Der kleine Schönheitsfehler, der Weltmeister heißt tatsächlich Lurz, hört jedoch auf den schönen Vornamen Thomas.

Die kleine Episode zeigt den Stellenwert des Freiwasserschwimmens in der Öffentlichkeit. Thomas Lurz holte am Dienstag vor dem Strand von Ostia bereits seinen siebten Weltmeister-Titel, den fünften über fünf Kilometer in Folge. Doch es ist eher unwahrscheinlich, dass viele Videotext-Benutzer am Dienstagmorgen gleich den Fehler bemerkt haben. Die Popularität des Freiwasserschwimmens entspricht nicht seinem Trainingswaufwand. Für Nicht-Mathematiker: Obwohl die Sportart kaum wahrgenommen wird, steckt richtig harte Arbeit dahinter. Thomas Lurz trainiert bis zu 20 Kilometer im Wasser. Tag für Tag, Woche für Woche. Seine Kilometer-Jahresleistung kann mit manchem Auto mithalten. „Unser Sport hätte ein größeres Interesse verdient”, sagt Lurz, „es soll mir doch keiner erzählen, unsere Rennen seien langweilig.”

Ein zäher Kämpfer

Das WM-Rennen war es auch nicht. Und der 29-jährige Lurz bewies ein weiteres Mal, dass er ein zäher Kämpfer ist. So hängte er auch gestern seine Konkurrenten erst am Ende der Distanz mit einem langgezogenen Spurt ab. Thomas Rupprath, der Routinier der deutschen Beckenschwimmer, die erst am Wochenende in Rom ihre Wettbewerbe beginnen, sagte mal im „Tagesspiegel” über Lurz: „Thomas ist der größte Kämpfer, den wir haben. Der Thomas macht sich keine Gedanken, wie das Wasser ist. Blau oder grün.” Oft ist es sogar schmutzig braun, wenn die Langstreckler in Flüssen oder im Meer Kilometer um Kilometer abspulen.

Liebhaber des Sports

Thomas Lurz ist Amateur. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer für wenig Geld solche Strapazen auf sich nimmt, muss ein Liebhaber seines Sports sein. Und weil man vom Freiwasserschwimmen selbst als Serienweltmeister nicht leben kann, hat Lurz auch sein Studium forciert. Seit zwei Jahren hat er sein Diplom als Sozialpädagoge in der Tasche. In die Abschlussarbeit über den Einfluss des sozialen Umfeldes auf den Leistungssport hat er seinen jahrelangen Erfahrungen auf nationaler und internationaler Ebene einfließen lassen.

Die Erfolge des Würzburgers sind die Erfolge eines Familienunternehmens. Unvergessen sind die Bilder, als Thomas Lurz vor einem Jahr in Peking aus dem Kanal kletterte und mit tränenerstickter Stimme die gerade gewonnene olympische Bronzemedaille dem kurz vor den Sommerspielen gestorbenen Vater widmete.

Familienbetrieb

Sein Bruder Stefan Lurz ist sein Trainer, die frühere Weltklasseschwimmerin Annika Lurz ist seine Schwägerin. Mit ihnen hat er sich am Dienstag ein Glas Sekt auf den Gewinn seines siebten Weltmeister-Titels genehmigt. Ein kleines. Denn heute stehen schon die zehn Kilometer auf dem WM-Programm. Im Videotext wird es bestimmt angekündigt.