Rom. Im Mittelmeer vor dem Lido di Roma hat Thomas Lurz seinen Weltmeisterschafts-Titel über fünf Kilometer erfolgreich verteidigt. Es war das erste deutsche Gold bei den Titelkämpfen in Italien.
Thomas Lurz entstieg dem Mittelmeer und zeigte am Lido di Roma demonstrativ seine "Full Hand". Mit dem fünften WM-Titel hintereinander über fünf Kilometer hat "Mr. Zuverlässig" seinen Status als Freiwasser-König eindrucksvoll untermauert und den Medaillen-Bann des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) am fünften WM-Tag gebrochen.
"Das Theater und die Wartezeit in den letzten Tagen haben genervt. Aber jetzt ist alles gut. Groß feiern kann ich wegen der zehn Kilometer nur 24 Stunden später zwar nicht, aber ein Gläschen Sekt am Abend werde ich mir gönnen", sagte der Würzburger nach seinem insgesamt siebten WM-Titel.
Drei Zehntelsekunden gegen den Ausschlag
Nach dem Wetter- und Organisationschaos schnappte sich der Olympiadritte mit Wut im Bauch und im Blindflug das erneute Gold. "Meine Schwimmbrille war am Ende voll Wasser, deshalb konnte ich nicht mehr viel sehen und habe nur noch Vollgas gegeben", sagte Lurz.
Es reichte zum Triumph. In 56:26,9 Minuten verwies der 29-Jährige im langgezogenen Schlussspurt den Griechen Spyridon Gianniotis mit drei Zehntelsekunden Vorsprung auf Rang zwei und genoss wenig später die Glückwünsche von DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow.
Buschkow: "Auf Thomas ist eben Verlass"
Die Erleichterung beim DSV war deutlich spürbar. "Jetzt ist der Bann gebrochen. Ich habe das Ergebnis sofort per Telefon nach Rom weitergegeben. Das wird unserer Mannschaft einen Kick geben", sagte Buschkow und pustete erstmal tief durch. "Das war großartig. Auf Thomas ist eben Verlass", sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel, und Generalsekretär Jürgen Fornoff entfuhr ein "Gott sei Dank".
Der Freiwasser-Auftakt war wegen Sturmschäden von Sonntag auf Dienstag verlegt worden. Am Wettkampftag herrschten aber beste Bedingungen. Weil der Startsteg durch den Sturm zerstört worden war, fand der Start allerdings aus dem Wasser statt.
Am Dienstag hat Lurz das nächste WM-Gold im Visier. Die Chancen stehen trotz der kurzen Erholungszeit gut. Olympiasieger Maarten van der Wejden hat seine Karriere nach Peking beendet, der Olympia-Zweite David Davis geht im Becken an den Start. Bei den Frauen hofft die Olympia-Vierte Angela Maurer auf eine Medaille.
Katerstimmung im Frauen-Lager
Weniger erfolgreich waren die anderen deutschen Langstreckler. Lurz-Teamkollege und Vize-Europameister Jan Wolfgarten kam auf Rang 21 (57:31,7). Enttäuschend verlief das Rennen bei den Frauen vor allem für die viermalige Weltmeisterin Britta Kamrau-Corestein aus Rostock, die sich beim Triumph der Australierin der Australierin Melissa Gorman (56:55,8) mit Platz 19 (58:09,0) begnügen und dabei auch Nadine Pastor aus Mainz (13./57:47,8) vor sich dulden musste.
"Für diese Leistung gibt es keine Entschuldigung", sagte Kamrau selbstkritisch. Eigentlich brannte die 30-Jährige auf Wiedergutmachung für die verpasste Olympia-Qualifikation, doch Kamrau scheint ihren Zenit überschritten zu haben. Das kann man von Lurz nicht behaupten.