Essen. Leyla Özmal ist Integrationsbeauftragte der Stadt Duisburg. Die in der Türkei geborene 43-Jährige kam mit neun Jahren nach Deutschland und hat seit 1999 den deutschen Pass. Sie war maßgeblich beteiligt an der Integration der islamischen Moschee in Duisburg-Marxloh.
Wer die deutsche Staatsbürgerschaft haben will, muss einen Wissenstest machen. Scheuen das die Migranten?
Nicht mehr, auch wenn es eine Menge Fragen sind. Die, die den deutschen Pass haben wollen, lernen die Inhalte des Tests notfalls auswendig.
Warum ist dann die Zahl der Ausländer so gering, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen?
Viele wollen ihre Wurzeln nicht verleugnen und halten deshalb an ihrer Staatsbürgerschaft fest. Manchmal hat es aber auch wesentlich banalere Gründe. Vielen ist die Einbürgerung schlicht zu teuer, manche scheuen den Papierkram.
Warum sind Sie Deutsche geworden?
Bis zur Geburt meines Sohnes war die Staatsangehörigkeit kein Thema für mich. Doch da ist mir bewusst geworden, welchen Nutzen ein deutscher Pass haben kann.
Warum erkennen viele diese Vorteile nicht?
Vielfach ist es Unkenntnis – und mangelndes Interesse. Viele wollen aber auch nicht die Rolle des Ausländers verlassen. Sie haben sich darin eingerichtet. Mit der fatalen Folge, dass die Vorurteile der Mehrheitsgesellschaft für persönliche Misserfolge herhalten müssen. Viele Ausländer müssten sich mehr verantwortlich fühlen.
Und wie kann man an ihre Verantwortung appellieren?
Ein wichtiger Faktor ist, sich mit der Stadt, in der man lebt, zu identifizieren. Wenn Integration auf dieser Ebene nicht funktioniert, gelingt sie auch nicht auf nationaler Ebene.
Was können Deutsche tun?
Wir müssen aufhören, in nationalstaatlichen Kategorien zu denken. Wir sind doch alle Menschen, die in diesem Land leben. Deutschland muss sich endlich als Einwanderungsland verstehen. Früher haben wir Türken und Italiener aufgenommen. Heute nehmen wir Iraker auf. Wer weiß, wer in fünf Jahren zu uns kommt.