Essen. Die Impfaktion gegen den Schweinegrippevirus ist angelaufen. Nach zögerlichem Beginn stürmen die Patienten jetzt die Praxen. Die WAZ startete eine Telefonsprechstunde mit Experten: Hier kommen zwölf Antworten auf die zwölf wichtigsten Fragen zur Schweinegrippe.

Schweinegrippe-Impfung – ja oder nein? Bei der WAZ-Telefonsprechstunde suchten über fünftausend Menschen den Kontakt zu den Experten. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Ich bin 40 Jahre alt und überlege, mich impfen zu lassen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

„Bei dreihundert Impfungen, die in einer Impf- Praxis durchgeführt wurden, klagte etwa ein Viertel der Patienten über grippe-ähnliche Symptome”, so der Essener Arzt Thomas Dickel. Er hält das für so gut, dass er sich selbst zur Impfung entschlossen hat. Auch sein Kollege Dr. Joachim von Gratkowski, der vor einer Woche noch zu denen zählte, die sich überhaupt nicht impfen lassen wollten, hat sich anders entschieden. Die Erfahrungen nach zwei Wochen Impfen seien überzeugend gewesen: „Ich impfe täglich etwa zwanzig Menschen. Die Impfung wird besser vertragen als die normale Grippe-Schutzimpfung.”

Warum soll ich mich impfen lassen. Die Krankheit läuft doch meist harmlos ab?

„Das hat man anfangs gedacht”, so von Gratkowski. „Doch bei der jetzigen zweiten Welle beobachten wir schwerere Verläufe.”

Aber es sind doch immer noch wenige, die erkranken.

Zur Zeit 3000 Kranke pro Woche. Wenn nicht mehr. Die Ärzte wissen es nicht, weil kaum noch getestet werde.

Ich bin im siebten Monat schwanger. Soll ich mich jetzt impfen lassen?

„Auf keinen Fall”, sagt von Gratkowski. Und auch Dickel sagt: „Schwangere sollten noch warten.” In etwa vier Wochen komme ein neuer Impfstoff ohne Adjuvans (Impfstoff-Verstärker) auf den Markt. Er soll für Schwangere besser geeignet sein. Auch für Kleinkinder könnte er günstiger sein. „Doch das alles wissen wir nicht so genau”, sagt von Gratkowski. „Wir Ärzte erfahren auch täglich etwas Neues. Vor ein paar Tagen hieß es noch, zwischen der normalen und der Schweinegrippe-Impfung sollte eine Woche Zeit vergehen. Jetzt heißt es, man kann zeitgleich impfen.” Anfangs hieß es, es müsse zweimal geimpft werden. Jetzt hat man uns gesagt, einmal reiche.

Was ist die Kritik am Impfverstärker?

Er gilt in der Kombination mit diesem Impfstoff als nicht ausreichend getestet. Kritiker befürchten Nebenwirkungen wie Muskelrheuma, chronische Müdigkeit, Verdauungsprobleme.

Warum sollten Schwangere sich überhaupt impfen lassen?

Erfahrungen haben gezeigt, dass Schwangere sehr schwer erkranken. Tipp: Die Familie sollte sich impfen lassen, damit sich die Schwangere nicht beim Ehemann ansteckt.

Ich bin Allergiker. Kann ich mich impfen lassen?

Ja. Ausnahme: „Wenn Sie allergisch gegen Hühner-Eiweiß sind”, so von Gratkowski. Nicht jeder, aber der Schweinegrippe-Impfstoff, wird durch die Bebrütung von Hühner-Eiern mit Influenza-Viren gewonnen. „Unter Hühner-Eiweiß-Allergie leiden jedoch sehr wenig Menschen.”

Wenn ich mich impfen lasse. Ab wann besteht der Schutz?

Etwa nach 10 bis 15 Tagen.

Ich habe sieben Bypässe und bin an Prostata-Krebs erkrankt und habe Angst, mich mit der Impfung zu schwächen?

Allen Vorerkrankten rät das Expertenteam unbedingt zur Impfung. Das Abwehrsystem sei geschwächt. Wer sich infiziert, riskiere nicht nur eine Ansteckung, sondern auch einen sehr schweren Krankheitsverlauf. Von Gratkowski: „Vor allem Menschen mit Lungenerkrankungen wie Asthma oder Bronchitis sind gefährdet. Kommt es zur Infektion, besteht die Gefahr, dass sie schnell künstlich beatmet werden müssen.” Auch während einer Chemotherapie sei in Absprache mit dem Onkologen eine Impfung angezeigt.

Ich nehme Blutverdünner, also Marcumar, und habe gehört, das man dann nicht geimpft werden kann.

„Blutverdünner sind für die Impfung kein Hindernis, aber man muss richtig damit umgehen” so Thomas Dickel. Der Hausarzt werde das Marcumar meist für kurze Zeit absetzen und auf andere blutverdünnende Mittel wie Heparin umstellen.

Wenn etwas passiert, wer kommt dafür auf?

Der Bund.

Ich bin erkältet. Darf ich trotzdem zur Impfung?

„Sie sollten kein Fieber haben”, sagt Dickel. Husten und Schnupfen seien kein Problem. „Das ist anders als bei der normalen Grippe-Impfung. Da soll man auch nicht erkältet sein”, so von Gratkowski.